Sonntag, 4. März 2007

ID und Kunst

Eine neue Internetseite bereichert den Themenbereich Ursprungsfragen und widmet sich der Schnittstelle zwischen der Intelligent-Design-Theorie und den Künsten. Ein Beispiel ist das Bild „Galacidalacidesoxyribonucleicacid“ von Salvador Dali aus dem Jahre 1963.

Was auf dem ersten Blick vielleicht ein bisschen nach „Was die anderen können, können wir auch“ aussieht, macht auf den zweiten sehr viel Sinn. Denn eine ausschließlich naturalistische Sichtweise, wie sie innerhalb des Evolutions-Paradigmas stattfindet, reduziert Kunst und Kunstwerke in letzter Konsequenz auf reine Naturprodukte; stellt sie also letztlich auf eine Stufe mit Walgesängen oder Bienenwaben. Damit soll letztgenannten Dingen nicht jeglicher künstlerischer Wert abgesprochen werden. Wenn jedoch Kunst wie auch jede andere menschliche Tätigkeit auf Eigenschaften reduziert wird, die ein Individuum im Gegensatz zu Artgenossen eher überleben lassen - letztlich also der Fortpflanzung dienen, auf diverse Eigenschaften und Reaktionen von Molekülen beziehungsweise auf die Gesetzen der Chemie und Physik unterworfenen Prozesse eines Neuronennetzwerkes, dann haben Begriffe wie Kreativität oder künstlerische Freiheit irgendwann nur noch den Stellenwert von nützlichen Illusionen. Ein Trend, der sich in der Neuropsychologie auch zunehmend abzeichnet.

Diese Betrachtungsweise muss sich nicht direkt auf das menschliche Handeln und somit auf künstlerische Tätigkeit auswirken (Zum Glück, möchte man sagen). Eine völlige Negation des freien Willens ist im Alltag letztendlich nicht auslebbar. Damit kann ein Künstler wohl auch gleichzeitig kreativ tätig sein und seine Tätigkeit auf einer Meta-Ebene als reines Produkt nicht willentlich gesteuerter Vorgänge sehen. Wie befriedigend das ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Als selbst kreativ tätiger Mensch sehe ich jedoch innerhalb eines von Intelligent Design ausgehenden Paradigmas ein Verständnis von Kunst, das dem Empfinden derer entspricht, die sie betreiben, überhaupt erst als gegeben.

Der Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer hat diesen Konflikt in einem Interview meines Erachtens sehr schön geschildert, auf die Frage, ob es Gott gäbe:

„Ich denke, dass es diesen übergeordneten Geist gibt. Den lieben Gott, Das glaube ich hundertprozentig. Manchmal wache ich nachts auf, schweißgebadet, und denke: Nein, unmöglich. Das ist doch alles lächerlich, es gibt doch Millionen Gegenbeweise. Und manchmal wache ich nachts auf und denke mir: Es gibt ihn doch. Ich hätte auch nicht gern, dass wir nur Materie sind. Das widerspricht meinem Künstlertum.“

(Reader´s Digest Deutschland, November 2006)

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