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Montag, 14. Februar 2011

Filmtip

Leicht verspätet wünsche ich allen Lesern noch ein schönes und gesundes Jahr 2011. Hab momentan leider mal wieder etwas weniger Zeit für diese Seite...

Deshalb auch erst jetzt ein Beitrag zu einem sehr interessanten Dokumentarfilm, der am Donnerstag im MDR lief: Menschenlabor Sowjetunion. (Aber zum Glück gibt es ja youtube) Der Film thematisiert die perversen Experimente, die in der Sowjetunion der 20er und 30er Jahre durchgeführt wurden. Auszug:
Die Ideologen der kommunistischen Utopie glaubten, dass die Menschen der alten, kapitalistischen Weltordnung dafür nicht geeignet wären. Es musste also ein neuer Erdenbürger geschaffen und der Mensch selbst zum Objekt revolutionärer Veränderungen werden. So wurde die Züchtung eines "Neuen Menschen" zum Ziel gewagter Experimente, die in der Sowjetunion in den 20er-Jahren durchgeführt wurden. Biologie, Technik und Naturwissenschaften erschienen den Bolschewiken dabei als die Lösung aller Probleme, die im Land herrschten. Einige Wissenschaftler glaubten durch gegenseitigen Blutaustausch zwischen Jung und Alt eine perfekte Gesellschaft mit makellosen Menschen zu schaffen. Andere versuchten den Menschen mit Affen zu kreuzen, um einen menschenähnlichen Hybriden zu erzeugen.
Die Kreuzungsversuche von Menschen mit Affen waren bereits 2004 Thema des Dokumentarfilms Der Fall des Affenmenschen. Seinerzeit warfen Kritiker dem Film vor, mit dem Ansprechen dieser fragwürdigen Experimente "Propaganda" zu betreiben. Aber auch Menschenlabor Sowjetunion zeigt, dass diese Versuche ihre wissenschaftliche Begründung eindeutig im darwinschen Zeitgeist der damaligen Epoche fanden (Der auch nicht nur in der Sowjetunion, sondern global vorherrschte. Was sprach aus damaliger evolutionärer Sicht schon dagegen, dass sich Menschen und Primaten kreuzen ließen?). Und sie waren auch kein verirrter Einzelfall, sondern Programm. Die Skrupellosigkeit, mit der man neue Menschen hervorbringen wollte, unterscheidet sich kaum von der im Nationalsozialismus. (Das Wörtchen Sozialismus in Nationalsozialismus ist insofern sicherlich auch kein Zufall)

Montag, 15. November 2010

TV-Tip

Heute wurde vom SWR die erste Folge der deutschen Science-Fiction-Serie Alpha 0.7 ausgestrahlt. Wiederholt wird sie am 16.11. vom MDR und am 18.11. von Arte, jeweils 0:20 Uhr. Die Miniserie spielt im Deutschland des Jahres 2017; auf einem EU-Sicherheitsgipfel soll der europaweite Einsatz eines sogenannten Brainscanners beschlossen werden.

Die erste Folge macht einen spannenden Eindruck. Intelligente SF-Szenarien sind im GEZ-finanzierten Fernsehen leider selten geworden, wenn man an herausragende und preisgekrönte Filme und Serien der Vergangenheit denkt, wie R.W. Fassbinders Welt am Draht oder die Fernsehproduktionen von Rainer Erler in den Siebziger Jahren.

Interessant ist vor allem, dass sich die Kritik an neurowissenschaftlichen Paradigmen und Entwicklungen nicht auf den Aspekt der möglichen Überwachung beschränkt. So heißt es auf der Internetseite zur Serie:

Denn mit dem Siegeszug der Neurowissenschaften hat sich – analog zum Ende der Unschuldsvermutung – mehr und mehr ein neues Menschenbild durchgesetzt, das weit von den einstigen Idealen des Humanismus entfernt ist.

Nach diesem Menschenbild, ist der Wille des Menschen nicht frei, sondern durch die neuronale Struktur seines Gehirns, die Verknüpfung seiner Nervenzellen, vorherbestimmt.


Eine rein naturalistische, deterministische Betrachtung des menschlichen Geistes als Widerspruch zu den Idealen des Humanismus - das ist schon bemerkenswert. Zu Gehirnscannern, die aus der Entfernung buchstäblich Gedanken lesen können, ist es sicherlich noch ein weiter Weg, wenn soetwas überhaupt je Realität wird. Gewisse Erregungszustände, beispielsweise die Anspannung eines Terroristen beim Einchecken, können dagegen schon über funktionelle bildgebende Verfahren erkannt werden. Allerdings werden derartige Techniken nicht mit dem Verweis auf Sicherheit und Terrorabwehr realisiert, sondern vor allem mit der Begründung, psychische Erkrankungen, Alzheimer, etc., behandeln zu können. Und da wird potentielle Kritik schon schwieriger, denn wer möchte schon als wissenschaftsfeindlich gelten oder den "Wissenschaftsstandort Deutschland" gefährden...

Mittwoch, 22. September 2010

Spekulationen über verwundeten Neandertaler

Vor etwas über einem Jahr konnte man Schlagzeilen wie "Wurfspeer eines modernen Menschen tötete Neandertaler" lesen, bzw. entsprechende TV-Beiträge sehen. Die Erkenntnisse dahinter waren allerdings wesentlich spekulativer, als es die recht reißerischen Headlines vermuten ließen.

Ausgangspunkt ist die Rippenverletzung eines Neandertalerskeletts aus der Shanidar-Höhle im Irak. Interessanterweise zitiert Jack Cuozzo dazu aus der Originalpublikation von Erik Trinkaus von 1983, dass die entsprechende Wunde zum Teil verheilt war: "All twelve right ribs and at least eight of the left ribs (numbers 1-3, 6-9, and 11) are preserved with major portions of seven right ribs ( numbers 2,3,5-9) and four left ribs (numbers 3, 7-9) represented. One rib, 9 left, exhibits a partially healed wound." Eine teilweise verheilte Wunde lässt nun darauf schließen, dass zwischen Verletzung und Tod eine nicht geringe Zeit verging. Damit wäre fraglich, ob die Verletzung wirklich zum Tode geführt hat, zumal andere Skelette in Shanidor Verletzungen zeigen, die offenbar gut gepflegt und verheilt waren. (Auf dieser Seite kommentiert man den Umstand einfach so: "At the time of his death, the gouge in his bone had started to heal. He was one tough guy.")

Anhand dieser Wunde stellte man durch entsprechende Versuche fest, dass sie wahrscheinlich von einem Wurfspeer stammt. Und diese sollen die Neandertaler zu dieser Zeit noch nicht benutzt haben. Gerade dahinter kann man jedoch ein Fragezeichen setzen, immerhin wurde das, was man Neandertalern biologisch, technisch und kulturell zutraute, im Lauf der Geschichte kontinuierlich nach oben korrigiert. So entdeckte man erst Anfang des Jahres in einer Höhle in Südspanien bearbeitete und pigmentgefärbte Muscheln. Entgegen früherer Annahmen hat der Neandertaler diese Dinge nicht einfach nachgeahmt oder geklaut. Er hatte also sowohl assoziative als auch künstlerische Gedanken, er schminkte sich, stellte Schmuck her, betrieb Hochseeschiffahrt und bestattete seine Mitneandertaler mit Blumen... Insofern würde es denn auch kaum verwundern, wenn zukünftige Funde den Gebrauch von Wurfspeeren für die fragliche Zeit belegen.

Sonntag, 19. September 2010

John Cleese

Gerade ein interessantes Interview mit dem britischen Schauspieler und Komiker John Cleese (Das leben des Brian, Die Welt ist nicht genug) entdeckt: Die Presse. "Aber die Welt ist ein viel mysteriöserer Ort, als viele Wissenschaftler glauben. Der Materialismus, der sich in den Werken von Leuten wie Richard Dawkins zeigt, haut völlig daneben." Da kann man nur hoffen, dass Cleese Zeit für ein solches Filmprojekt findet.

Hier mal ein youtube-Clip von Cleese, der die Dawkins'sche Weltsicht gelungen auf die Schippe nimmt:

Samstag, 4. September 2010

Wirbel im Wassertropfen

Vom großen Isaac Newton ist das Zitat "Was wir wissen, ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ein Ozean" überliefert. Seit Newton wissen wir sicherlich ein paar Tropfen mehr, während der große Ozean noch ziemlich unbeeindruckt daliegt. Auch wenn heutzutage gern der Eindruck erweckt wird, dass im großen und ganzen bis kurz nach dem Urknall alles prinzipiell geklärt sei, und auch der Urknall selbst demnächst bei Genf nachgestellt wird. (Ein Eindruck, den man wohl in ähnlicher Form auch schon zu Newtons Zeit gern hatte)

Umso mehr verwundert es dann immer, wenn man mit stolzgeschwellter Brust verkündet, dass unser Tropfen Wissen ziemlich sicher ausreichen würden, Gott aus dem großen Ozean auschließen zu können. Zur Zeit scheint Stephen Hawking da in die Fußstapfen von Dawkins und Co. treten zu wollen, mit seinem Buch "Der große Entwurf".

Erst im Juni dieses Jahres hatte beispielsweise eine Studie unter Führung der Universität Bonn Zweifel geweckt, dass es Dunkle Materie gibt. Das Zeug soll neben der ebenso ominösen Dunklen Energie immerhin 23 % des Masseanteils im Universum ausmachen. Angesichts solcher Meldungen mutet ein Satz wie „Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann und wird sich ein Universum selber aus dem Nichts erschaffen“ dann doch eher wie ein Glaubensbekenntnis an. Aber ein wenig "sarrazinieren" ist wohl auch in der Wissenschaft üblich...

Mittwoch, 1. September 2010

Tausend Tode

Eine dieser Webseiten, die es zu einer gewissen Berühmtheit gebracht haben, ist Exit Mundi, eine Sammlung aller möglichen und unmöglichen Weltuntergangsszenarien. Warum man das sagen kann? Nun ja, der Webmaster/Blogger/etc. hat aus seiner Seite mehr oder weniger ein Buch machen können. Und auf selbiges bin ich an einem verregneten Tag wie heute im Buchladen gestoßen.

Viele der dort vorgestellten Szenarien sind etwas weit hergeholt, aber nicht ganz uninteressant. Neu war mir beispielsweise, dass man in den Sechziger Jahren in der UdSSR glaubte, sogenanntes Polywasser entdeckt zu haben, welches stabiler als normales Wasser sein sollte. Durch diese Eigenschaft sah man die Gefahr, dass bei Kontakt mit herkömmlichen Wasser das Polywasser alles Wasser des Planeten umwandeln und damit alles Leben auslöschen würde. Zum Glück stellte sich Polywasser einfach als verunreinigtes Wasser heraus. Was genau es war, weiß man bis heute allerdings nicht genau, vermutlich der Schweiß des Entdeckers...

Donnerstag, 12. August 2010

Neues Interview mit Stephen Meyer



An der Günter-Netzer-Frisur müssen wir aber noch arbeiten... :)

Dienstag, 10. August 2010

Neues aus der Traumfabrik

Ab und zu gehe ich hier auch auf aktuelle Kinoproduktionen ein. In diesem Sinne möchte ich auf einen der kreativsten und faszinierendsten Filme hinweisen, die ich bisher gesehen habe: Inception, von Regisseur Christopher Nolan. Thema des Science-Fiction-Films sind Träume. In einer nahen Zukunft existiert eine Technologie, die es erlaubt, in die Träume anderer Personen einzusteigen und diese zu manipulieren. Ausgehend von einigen Prämissen, die wohl jeder aus seinen nächtlichen Trips kennt, entwickelt Nolan ein ebenso komplexes wie spektakuläres Szenario.

Warum ich den Film auf dieser Seite für erwähnenswert halte, ist die Art, wie Inception das menschliche Gehirn zum eigentlichen "Science-Fiction-Device" der Handlung macht. Der Film ist im Grunde eine Hommage an die Kraft des Geistes und der Phantasie, und damit natürlich auch an das Medium Film, das von allen Kunstformen dem Traum bisher am nächsten kommt. Träume sind eigentlich eines dieser Phänomene, die uns im Alltag selbstverständlich geworden sind, die bei näherer Betrachtung jedoch zum Staunen anregen. Wie im Film angedeutet wird, übernimmt das Gehirn hier gleichzeitig die Rollen von Konstrukteuren der Bild- und Handlungswelt einer Simulation sowie des Handelnden selbst; ist also praktisch Spieledesigner und Spieler in einem. Und kreiert innerhalb weniger Minuten komplexe Szenarien, wie man das aus kurzen Mittagsschläfchen kennt.

Diese empfundene Zeitdifferenz sowie das Phänomen, dass man manchmal im Traum aufzuwachen glaubt, bilden zwei der Grundprämissen von Inception. Letzteres erlebe ich in letzter Zeit relativ häufig. Im Film haben die Protagonisten diverse Tricks, anhand derer sie erkennen, dass sie gerade träumen. Bei mir ist das mittlerweile das Phänomen, dass ich im Traum fliegen kann. (Was ja damit erklärt wird, dass man im Liegen ein Gefühl der Schwerelosigkeit hat; das Gleichgewichtsgefühl des Träumers ist übrigens eine weitere Prämisse des Films) Kann ich die Schwerkraft überwinden, weiß ich, dass ich mich mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Traum befinde (wobei, man weiß ja nie... ). Ab diesem Zeitpunkt kann ich dann lucid träumen, also den Traum aktiv gestalten, und versuchen, aufzuwachen. Was allerdings nicht garantiert, dass ich dann tatsächlich aufwache, und nicht nur träume, aufzuwachen...

Das sind so die Momente, in denen man als ID-Geschädigter fragt, ob diese unglaublich komplexe Wahrnehmungs- und Simulationsmaschine als "Unfall der Natur", der "dennoch funktioniert" (!), wirklich hinreichend beschrieben ist, wie man es in der Tradition Darwinschen negativen Denkens versucht...

Donnerstag, 22. April 2010

Zillmer-Interviews

Hier mal Links zu zwei Interviews mit Hans-Joachim Zillmer auf alpenparlament.tv. Zillmer ist nicht unumstritten, trotzdem ist vieles von dem, was er sagt, ganz interessant. Dauer jeweils eine knappe Stunde.

Der Energie-Irrtum

Die Evolutionslüge

Mittwoch, 7. April 2010

Vorschau


Hier nur kurz der Hinweis auf die deutsche Fassung von Expelled, die auf DVD erhältlich ist. Premiere war bereits am 26. März in der Berliner Urania. Hier der Trailer zum Film. Als Sprecher von Ben Stein konnte Joachim Kerzel gewonnen werden, die bekannte deutsche Stimme unter anderem von Sir Anthony Hopkins, Dennis Hopper und Jack Nicholson.

Eine ausführlichere Rezension des Films wird folgen (wird aber mindestens noch eine Woche dauern, da ich morgen in den Urlaub fliege :).



Als zweites möchte ich auf das neue Buch von Markus Rammerstorfer hinweisen: Lebewesen und Design. Auch dazu wird eine Rezension folgen.

Donnerstag, 11. März 2010

Kleister für alle

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde erstmals seit 1993 wieder eine genmanipulierte Pflanze in der EU zugelassen. Die Kartoffelart Amflora enthält besonders viel Stärke, was ursprünglich vor allem für technische Anwendungen wie die Produktion von Kleister gedacht war. Als Futtermittel ist sie nun jedoch ebenfalls zugelassen, sowie eine "Lebensmittelverunreinigung" bis 0,9 %. Die Ludwigshafener Firma BASF will sie in Deutschland, Schweden und Tschechien anbauen. Und das, obwohl die Pflanze als sogenanntes Marker-Gen ein nicht unumstrittenes Gen enthält, das eine Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika bewirbt und durch horizontalen Gentransfer auch in tierische oder menschliche Mägen gelangen kann.

greenpeace.de

Mittwoch, 17. Februar 2010

TV-Tip

Grad gesehen: Freitag auf Arte - Geheimnisvolles Glas des Tutanchamun. Klingt interessant. Scheinbar hat über der ägyptischen Wüste seinerzeit ein ähnliches Ereignis stattgefunden wie 1908 in Sibirien (Tunguska-Ereignis), was die Ägypter dann für ihre Glasproduktion nutzten.

Arte

Mittwoch, 3. Februar 2010

Blair Chimp Project

Wer kennt es nicht: das Infinite-Monkey-Theorem, laut dem ein Affe, der unendlich lange auf einer Schreibmaschine herumtippt, irgendwann alle Werke der französischen Nationalbibliothek, alle von Shakespeare und, wie Thomas Huxley bemerkt haben soll, auch den 23. Psalm hinkriegen soll. Da fragt man sich, welche Werke ein Affe mit einer Kamera während eines unendlich langen Zeitraumes schaffen würde. Was Schimpansen in ein paar Minuten filmen, war letzte Woche in einer Dokumentation auf BBC zu sehen:

Movie made by chimpanzees to be broadcast on television

Dienstag, 29. Dezember 2009

AVATAR - Hollywood und die Religion

Wie bereits 2008 wird sich mein letzter Blogbeitrag auch in diesem Jahr um einen Science-Fiction-Film mit Öko-Botschaft drehen. Vielleicht eine neue Tradition? Da es um einen aktuellen Kinofilm geht, möchte ich auf jeden Fall im Voraus darauf hinweisen, dass der Text gewisse Dinge in Bezug auf die Filmhandlung verraten könnte. Personen, die den Film noch nicht gesehen haben, aber noch sehen wollen, seien daher vor Spoilern gewarnt!

Das Thema 'Film und Religion' beschäftigt mich eigentlich schon sehr lange. Zu den Filmen von James Cameron habe ich dabei einen besonderen Bezug, da ich im Zuge meines Filmwissenschaftsstudiums mal eine Arbeit über den religiösen Subtext von Blockbustern am Beispiel von Terminator 2 - Judgment Day verfasst habe. Gerade die christliche Erlöserthematik findet sich auffallend häufig in Hollywood-Produktionen, zum Teil auch nicht auf den ersten Blick erkennbar, wie beispielsweise in I, Robot.

Nachdem Cameron sich bereits in zwei von ihm produzierten Dokumentationen teils fürsprechend, teils kritisch mit religiösen Themen beschäftigt hat (Der Exodus - Wahrheit oder Mythos? sowie The Lost Tomb of Jesus) ist Avatar in dieser Hichsicht ebenfalls sehr interessant. Der Film stellt einerseits eine, ins Science-Fiction-Genre übertragene Variation eines alten Themas dar: Im Konflikt zwischen angeblich zivilisierten Siedlern/Invasoren und angeblich primitiven und naturverbundenen Ureinwohnern schlägt sich der Protagonist im Laufe der Handlung auf die Seite der Eingeborenen und kämpft schließlich gemeinsam mit ihnen gegen seine früheren Arbeitgeber. Gleichzeitig ist Avatar jedoch auch eine Umkehrung des alten Sci-Fi-Motivs der Invasion übermächtiger, böser Aliens à la Independence Day oder Krieg der Welten, und stellt insofern schon ein Novum dar. Hier sind die Menschen die bösen, übermächtigen Aliens, und man identifiziert sich ausgerechnet mit den blauhäutigen Außerirdischen. Ausgetretene Pfade geht der Film also nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten enthält er eine Vielzahl sehr interessanter und innovativer Details.

Während sich bei früheren Cameron-Filmen religiöse Aspekte höchstens als Metapher oder Anspielungen fanden, hat Avatar nun einen ziemlich direkten Bezug. Die Naturverbundenheit der Na'vi, wie die Ureinwohner des Mondes Pandora heißen, hat quasi religiöse Ausmaße. Clever ist dabei, wie Cameron Esoterik und Wissenschaft verschmilzt, und über die digital designte Natur der Alien-Welt eine Art biologisch begründeten Pantheismus etabliert. Zumindest alle komplexeren Vertreter der Pandora-Fauna und -Flora verfügen über frei liegende Nervenenden, über die sie sich direkt mental verbinden können. Und die Bäume schaffen durch ihre - über ebensolche Nervenenden verbundenen Wurzeln ein Kommunikationsnetzwerk, das praktisch den gesamten Mond umspannt. (Ein Aspekt, der mich ein bisschen an die Prämisse des von Kritikern gescholtenen The Happening erinnert hat) In diesem sozusagen biologischen Internet sind Informationen über einzelne Lebewesen gespeichert - auch über Na'vi, die bereits verstorben sind. Das Netzwerk, das letztlich alle Lebewesen umfasst, bildet nun die Gottheit namens Eywa, die die Na'vi verehren. Und in ihrem Weltbild nimmt diese Gottheit die Seelen der Verstorbenen auf. Man kann sich jetzt streiten, ob das Ganze nun überhaupt noch mit Religion zu tun hat, wenn die Gottheit wissenschaftlich erklärt wird. (So argumentiert auch Jeffrey Weiss auf politics dailyExplaining Eywa is a matter of neurophysics, not theology. So it's not about religion.)

Dabei wird jedoch von einer heutzutage als selbstverständlich angesehenen Prämisse ausgegangen, nach der alles, was wissenschaftlich erfassbar ist, gleichsam physisch und materiell ist. Information ist jedoch immateriell, obwohl deren Träger materiell sind. Ich kann ein Lied nicht zerstören, indem ich eine Schallplatte zerbreche. (Genauso wie im Film das Töten des Avatars - ein Begriff aus dem Hinduismus - nicht automatisch zum Töten der Person führt) Insofern ist es eigentlich hochinteressant, dass die Gleichsetzung des Geistes oder der Seele eines menschlichen (oder menschenähnlichen) Wesens mit der immateriellen Information, die sein Gehirn verarbeitet und speichert, die im Film zum Ausdruck kommt, praktisch derselbe Gedanke ist, den christliche Wissenschaftler wie beispielsweise Werner Gitt äußern. (Ich halte Gitts Informationstheorie zwar nicht für so ausgearbeitet, wie sie sein sollte, teile jedoch seine Schlußfolgerung, dass der Mensch als informationsverarbeitendes und -speicherndes Wesen eine nicht-materielle Komponente hat. Diese Information ist in dem Sinne allerdings nicht im platonischen Sinne 'unsterblich', sondern abhängig von einem Träger und löschbar.)

Sonntag, 1. November 2009

The Good, The Bad & The Ugly

Eigentlich liebe ich gute Diskussionen. Leider stelle ich aber immer wieder fest, dass meine Vorstellung von einer guten Diskussion, die wie ein Schachspiel sein sollte, wohl ein ziemlich unerreichbares Idealbild ist. Selbst unter intelligenten, fairen und zur Selbstreflektion fähigen Diskussionspartnern gibt es, anders als beim Schach, letztlich keine festlegbaren Regeln, und bis zu einem gewissen Grad redet man wohl immer an sich vorbei. Auch bei Zuschauern des Ganzen können sich ganz unterschiedliche Eindrücke bilden, je nachdem, zu welchem Lager man gehört. Insofern kann man wohl selbst gehaltvolle Diskussion im Endeffekt eher mit Boxkämpfen vergleichen, bei denen man von einer Jury zum Verlierer erklärt werden kann, selbst wenn viele Zuschauer einen ganz anderen Eindruck hatten.

Eine seltsame Diskussion hatte ich vor ein paar Tagen in einem Filmforum. Entsponnen hatte sie sich am neuen Roland-Emmerich-Spektakel, 2012. In einem Zeitungsinterview hatte Emmerich erzählt, dass in seinem Film Bauten und Symbole so ziemlich aller Religionen draufgehen - Petersdom, buddhistische Klöster, etc. - nur nichts islamisches. Hätte man Mekka zerstört, hätte man vielleicht eine Fatwa gegen den Film provoziert, so Emmerich.* Ich weiß nicht, ob das scherzhaft gemeint war oder ernst, beides wäre möglich. Über Emmerichs Werke kann man wohl streiten, ich persönlich sehe sie sehr gern, und ich mochte bisher auch seine Art, unbequeme oder politische Themen in Popcorn-Movies unterzubringen. Dank Godzilla sind beispielsweise Chiracs Atombombenversuche, die seinerzeit weltweite Empörung auslösten, im allgemeinen Gedächtnis verewigt. Dass Emmerich nun der Mut fehlt, allen Religionen ein gleiches Recht auf effektreiches Plattmachen zuzugestehen, enttäuscht mich doch etwas.

Daraus ergab sich nun eine Diskussion über den Islam, in der auch recht schnell Begriffe wie "Fremdenfeindlichkeit" und "Intoleranz" fielen, allerdings in Bezug auf Islamkritiker. Grundtenor war in etwa: Man könne doch nicht eine ganze Weltreligion kritisieren, alle religiösen Schriften könne man zur Begründung jeglichen Terrors missbrauchen, und Christen seien heutzutage auch nicht besser. Stichwort "Abtreibungskliniken in die Luft jagen" oder "intelligent design an die Schulen bringen wollen" (O-Ton). Diese Grundüberzeugung, die offenbar eine tragende Säule im Weltverständnis einiger Diskussionsteilnehmer darstellte, wurde auch nach dem massiven Zitieren renommierter Geschichtswissenschaftler nicht mal ansatzweise in Frage gestellt. Als Quellen für "böse Bibelzitate" wurde unter anderem diese Seite genannt, wo es in Bezug auf Lukas 19:22-27 heißt: "Jesus orders killed anyone who refuses to be ruled by him". Dass es sich hier um die wörtliche Rede eines fiktiven Königs in einem Gleichnis handelt, und damit um quote-mining der übelsten Sorte, änderte nichts daran, dass den Islamkritikern in dieser Diskussion ständig der schwarze Peter des unredlichen "Diskutierens" zugeschoben wurde.

Interessant - oder genauer gesagt, erschreckend - fand ich, wie genau und argumentationsresistent verteilt gewisse Rollen im politisch korrekten Weltverständnis vieler Leute sind. Islam und Christentum müssen da beispielsweise unbedingt als gleich gut oder gleich schlecht gelten. Beide haben Texte, die man irgendwie interpretieren kann, und auf beiden Seiten wurden und werden schlimme Dinge getan. Was genau in Bibel und Koran steht, interessiert dabei eigentlich überhaupt nicht. Und man hat den Verdacht, dass es sich bei der angepriesenen Toleranz in Wahrheit um Gleichgültigkeit handelt. Da wird dann allen Ernstes der Genozid im Sudan mit "in die Luft gejagten Abtreibungskliniken" oder dem Bedrohungspotential von ID-Leuten** verglichen.

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* „Wir haben Mekka bei der Zerstörung ausgelassen, sonst hätten sie eine Fatwa auf unseren Kopf ausgerufen.“ (Focus-Online)

** Ein Bedrohungspotential, dass im Gegensatz zum mehr oder weniger öffentlich erklärten Ziel der Islamisierung der westlichen Welt mancher Muslime mit abenteuerlichen Konstruktionen begründet wird. Immerhin schwächelt mittlerweile eines der Haupt-"Argumente" gegen die kreationistische Weltbedrohung: Kreationisten könnten den Kampf gegen mutierende Viren irgendwie schwächen. (Betonung liegt wohl auf "irgendwie") Wenn im Zuge der Schweinegrippe selbst Ärzte skeptisch gegenüber der eigenen Impfung sind, dürften Kreationisten wohl auch nichts mehr verschlimmern.

Sonntag, 4. Oktober 2009

TV-Tip

Heute, 20:15 Uhr: Das Genie der Natur, Teil 1 von 3 auf 3Sat.

Aus der Beschreibung:
Wie verblüffend intelligent die Konstruktionspläne des Lebens sein können, zeigt diese dreiteilige Serie über die wunderbare Welt der Bionik.
Und ganz wichtig: Beim Zuschauen ständig dran denken, dass Begriffe wie Genie, intelligent oder Konstruktionsplan nur metaphorisch gemeint sind! Evolutionsbefürworter kommen nicht umhin, solche Begriffe zu benutzen, obwohl sie es eigentlich nicht wollen, bzw. oft das Gegenteil meinen. (Also so eine Art Tourette-Syndrom...)

Dienstag, 15. September 2009

Dennis Danielson in Spektrum der Wissenschaft

Beim durchblättern der aktuellen Ausgabe von Spektrum der Wissenschaft fiel mir ein Artikel von Dennis Danielson auf, indem er unter anderem schreibt, dass Kopernikus' heliozentrisches Weltbild seinerzeit nicht als Kränkung oder Demütigung empfunden wurde - oder, wie Freud es ausdrückte, als Zerstörung einer narzißtischen Illusion - sondern im Gegenteil eher als Aufwertung der menschlichen Stellung im Kosmos.

Bereits im Bonusmaterial von Der privilegierte Planet war Danielson auf diesen modernen Mythos eingegangen. Auch über das dem Film zugrundeliegende Buch hatte sich Danielson positiv geäußert:
"Impressively researched and lucidly written, The Privileged Planet will surely rattle if not finally dislodge a pet assumption held by many interpreters of modern science: the so-called Copernican Principle (which isn't actually very Copernican!). But Gonzalez and Richards' argument, though controversial, is so carefully and moderately presented that any reasonable critique of it must itself address the astonishing evidence which has for so long somehow escaped our notice. I therefore expect this book to renew-and to raise to a new level-the whole scientific and philosophic debate about earth's cosmic significance. It is a high class piece of work that deserves the widest possible audience."
Wer weiß, vielleicht findet sich ja in Zukunft noch das eine oder andere Argument aus TPP in ansonsten dem wissenschaftlichen Mainstream untergeordneten Magazinen wieder...

Freitag, 21. August 2009

Das perfekte Verbrechen

Leider schon etwas länger her - am 7. August mit Wiederholung am 16. August - lief in der ProSieben-Sendung Galileo Mystery ein ganz interessanter Beitrag mit dem Titel "Wetter - Die gefährlichste Waffe der Welt". (Hier der Link dazu, mit Video-Zusammenfassung der Sendung) Wetter und Wetterbeeinflussung sind im Zusammenhang mit ID nicht ganz uninteressant, nicht zuletzt seit einem Artikel von Hansjörg Hemminger (Wir erinnern uns: Der evangelische Sektenexperte, der mit erklärten Religionsgegnern zusammenarbeitet, um gegen andersgläubige Mitchristen zu polemisieren) und einem Kommentar dazu von Markus Rammerstorfer.

In dem Galileo-Beitrag ging es um die gezielte Beeinflussung des Zufallsgeschehens Wetter sowie um den nachträglichen Nachweis desselben - leider wie immer in einer etwas übertrieben reißerisch wirkenden Aufmachung. Schon die Beschreibung der Sendung klingt verdächtig nach ID:

Doch aus dem Schauergebiet, das sich über 300 Kilometer erstreckte, fiel kein Tropfen Regen. Das versetzte den Meteorologen Brandt und seine Kollegen in Alarm.

Denn: eine natürliche Erklärung für dieses Phänomen gibt es nicht. Jemand musste diese "Geisterwolken" erschaffen haben - und niemand außer dem Militär hätte die Möglichkeit dazu.

Na sowas, ein ignoranter, fauler Meteorologe, der nicht weiter nach einer möglichen natürlichen Erklärung suchen will? Das Militär als Lückenbüßer? Im Beitrag wird schließlich die englische Stadt Lynmouth erwähnt, in der es 1952 zu einer Flutkatastrophe mit 32 Toten kam, nach stundenlangen Regenfällen. Indizien auf ein Wetterexperiment des Militärs sind - neben der Ungewöhnlichkeit der Katastrophe - ein ehemaliger Pilot als Zeuge und entsprechende Militär-Akten. Als letztlicher Beweis sollten im Galileo-Beitrag dann jedoch Spuren im Erdboden von Silberiodid in der Nähe von Lynmouth dienen - nur leider wurden keine gefunden.

Im Zusammenhang mit ID wird von vielen Kritikern - und mittlerweile auch von Befürwortern - erklärt, dass ein Nachweis von intentionalem Design nur möglich wäre, wenn man wenigstens etwas über die Methode des Designens voraussetzen würde. Im Falle der Lynmouth-Katastrophe hätte die bekannte Methode der Wolkenimpfung mit Silberiodid zum eindeutigen Beweis der Manipulation geführt. Was ist jedoch - mal rein hypothetisch - wenn Militärs heutzutage das Wetter mit einer Technologie beeinflussen, die geheim ist und daher den meisten Meteorologen unbekannt. Gemäß der Logik, dass eine intentionale Beeinflussung von natürlichen Vorgängen nur eindeutig nachgewiesen werden kann, wenn etwas über den Urheber und seine Methode bekannt ist, wäre das dann das perfekte Verbrechen - trotz eventueller Indizien.

Montag, 23. März 2009

Mutation ist mein Geschäft, Liebling

Wie erwartet treibt der Boulevard-Darwinismus in diesem Jahr sonderbare Stilblüten. Ein schönes Beispiel lieferte die Süddeutsche kürzlich. Unter der Überschrift "Polonaise statt Sex" heißt es:

"Evolution sei doch "bloß eine Theorie" und nicht bewiesen, behaupten noch immer viele Skeptiker."


Ah ja... Bei solch tollen Einleitungen sieht man förmlich Helmut Markwort vor sich, wie er sich das dichte Haar rauft und "Fakten! Fakten! Fakten!" ruft. Wer genau behauptet was genau, wann, wie, wo und warum, und welche Quelle belegt das? Eigentlich Grundschule für Journalisten, aber beim Hassthema Kreationismus werden offenbar immer wieder die einfachsten Grundregeln seriöser Berichterstattung vergessen.

Das supertolle Beispiel für "Die Evolution", das unseren nebulösen Skeptikern nun die Sprache verschlagen soll, ist ein Experiment an Fruchtfliegen, bei dem der Experimentator nur diejenigen Fliegen überleben ließ, die sich bei der Futtersuche schlauer anstellten. Und siehe da, Abrakadabra, nach zwei dutzend Generationen waren die Fliegen schlauer. Aber natürlich funktioniere das in der freien Wildbahn nicht so, denn da gibt es ja keinen Mann im weißen Kittel, der die Selektion vornimmt.

So weit, so spektakulär. Mein absoluter Lieblingssatz ist jedoch folgender:

Die Fruchtfliege Drosophila melanogaster könnte darüber nur verwundert ihr mit Antennen bewehrtes Haupt schütteln. Für das winzige Insekt ist Evolution das Alltagsgeschäft im Dienste der Wissenschaft.


Genau. Fliegen würden Darwin lesen. Tatsächlich wurden in über hundert Jahren Milliarden dieser Insekten verstümmelt und zerschossen, und das mit fragwürdigem Erfolg. Ob die Fliege tatsächlich ihre Antennen (oder was sie sonst noch alles am Kopf hat) über diejenigen schütteln würde, die (Makro)-Evolution anzweifeln? Auf jeden Fall eine hübsche Idee für ein T-Shirt-Logo, oder ähnliches:


Donnerstag, 12. Februar 2009

D-Day!

Da schaltet man früh um halb sieben noch schlaftrunken und mit verklebten Augen das Radio ein, und über wen wird geredet: Charles Darwin. Denn heute ist nicht Weihnachten oder Ostern, sondern Darwin-Day. Und so informierte der Moderator unter anderem darüber, dass man im Laufe des Tages Verständnis für den Chef haben sollte, falls er mal wieder etwas lauter wird. Dadurch zeige er, dass er der Rudelführer sei und verhindere eine physische Konfrontation. Aha.

Selbst google gestaltet sein Logo heute dem bärtigen Briten zu Ehren:


Anlass genug für mich als Filmfan, auch auf eine Darwin-Biographie hinzuweisen, die Ende des Jahres in die Kinos kommt: Creation. Regie führt Jon Amiel (Verlockende Falle, The Core). Der Film beruht auf dem Buch "Annies Schatulle" von Darwin-Ururenkel Randal Keynes. In dem Buch geht es um das Verhältnis zwischen der religiösen Emma und Charles, der vor allem nach dem Tod von Tochter Anne an der Existenz Gottes zweifelt. Die Hauptrolle ist mit Paul Bettany besetzt (der Killer-Mönch aus Der Da-Vinci-Code), Darwins Frau Emma spielt Jennifer Connelly. Die beiden sind auch im realen Leben verheiratet. So gesehen kann man das nur als Besetzungscoup bezeichnen.


Darwins "Bulldogge" Thomas Huxley wird von Toby Jones verkörpert:



Mein Darwin-Favorit wäre übrigens Will Patton (Armageddon) gewesen.


Nichtsdestotrotz bin ich sehr gespannt auf den Film, zumal er in der UK und in Australien interessanterweise ausgerechnet von Mel Gibsons Firma Icon Film (Die Passion Christi) vertrieben wird.
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variety