Donnerstag, 1. November 2007

"Zurück in die Zukunft" - Ein kreationistisches Machwerk?

Haben wir einen freien Willen? Wenn man voraussetzt, dass der Mensch in einem Universum mit ausschließlich physischen Wirkprinzipien entstanden ist, muss man das Konzept eines freien Willens - so wie wir ihn empfinden - verneinen. Zumindest wenn man einigermaßen logisch konsequent ist. All unser Handeln wäre damit Teil einer physikalisch determinierten Ereigniskette, wäre "ebenso kausal gebunden wie die Gestirne in ihren Bewegungen", wie es Einstein formulierte.

Könnten wir innerhalb unserer Körper in der Zeit zurückgehen - eine Zeitreise, wie sie beispielsweise im Film "The Butterfly Effect" zu sehen ist - dürften wir in dieser Vergangenheit nichts verändern können. Ebenso wenig, wie eben ein Planet an einem früheren Punkt seiner Bahn irgendetwas an seiner Bahn oder Geschwindigkeit verändern könnte. So eine Zeitreise würde uns dann das Gefühl vermitteln, im eigenen Körper ohnmächtig gefangen zu sein, denn der Körper folgt ja den Gedanken und Hirntätigkeiten aus dem ursprünglichen Zeitablauf. Mal abgesehen davon, dass dieses Gedankenspiel bereits ein materiell unabhängiges Bewusstsein voraussetzt und damit eigentlich von vornherein keinen Sinn macht, ist ein Film wie "The Butterfly Effect" so gesehen praktisch ein Plädoyer für den freien Willen des Menschen. (Was angesichts der eigentlich Filmhandlung fast paradox erscheint)

Aber wie steht es mit Filmen wie "Zurück in die Zukunft" oder "Terminator 2 - Judgement Day", in denen physisch in die Vergangenheit gereist und diese verändert wird? Hier könnte man sich auch fragen, warum ein Mensch, der in all seinem Tun hoffnungslos durch die Naturgesetze kausal gebunden ist, eben aus dieser Einbahnstraße der Kausalität
ausbrechen können sollte. Wenn man das Handeln des Zeitreisens
wie alles andere Handeln als Teil des kausalen physischen Naturgeschehen ansieht, stellt sich die Frage, warum dieses Naturgeschehen etwas hervorbringen sollte, was eben dieses Naturgeschehen verändert.

Filme, die einerseits Zeitreisen in die Vergangenheit als möglich darstellen, andererseits aber postulieren, dass nichts im Zeitablauf geändert werden kann, stehen dann auch vor dem großen dramaturgischen Problem, das mit einem subjektiv freien Willen in Einklang zu bringen. Was sollte den Protagonisten hindern, seinen jugendlichen Großvater zu erschießen? Eine entsprechende Szene gibt es in "12 Monkeys". Madeleine Stowe spricht da etwas auf einen Anrufbeantworter, den Bruce Willis in der Zukunft abhört. Er weiß also, was sie sagt, bevor sie es sagt. Im Film ist es so gelöst, dass Stowe anruft, während Willis gerade abwesend ist. Doch was wäre, wenn er ihr gesagt hätte, was sie auf den Anrufbeantworter spricht? Würden sie irgendwelche Umstände dazu bringen, es trotzdem zu sagen, so dass es sich immer noch wie freier Wille anfühlt, oder würde sie wie ein Roboter handeln und das tun, was sie laut kausal determinierten Zeitablauf eben tun muss?

Die meisten Zeitreisegeschichten basieren so gesehen auf einem real vorhandenem freien Willen, der letztlich nur durch ein metaphysisches oder religiöses Bezugssystem begründbar ist.

Keine Kommentare: