Freitag, 6. Juni 2008

P.M. - Paradoxe Mischung

Das populärwissenschaftliche Magazin P.M. überrascht mich in letzter Zeit immer wieder. Auf der einen Seite gibt es oft erstaunlich faire Beiträge zu Ursprungsfragen oder sogar religiöse Themen – da findet sich sogar mal Lennox´ Hat die Wissenschaft Gott begraben? unter den Buchtips – auf der anderen Seite erschreckend schlampig bis überhaupt nicht recherchierte Brachial-Polemik gegen den Kreationismus, den Public Enemy Nr 1. In Heft 05/2006 (Mit Gott gegen die Evolution) behauptete man sogar allen Ernstes: Wenn das "Bollwerk" Evolutionstheorie ("nach Meinung der meisten Wissenschaftler die wichtigste Bastion eines humanistisch-freiheitlichen Weltbilds") fällt, "ist es wohl auch nicht mehr weit bis zur Ächtung von Linken, Homosexuellen, Abtreibungsgegnern (sic!) oder anderen Menschen mit abweichenden Meinungen oder Verhalten".

Ein Beispiel für ersteres war ein Interview mit dem Philosophen Robert Speamann in Ausgabe 4/08. (Dementsprechend vorhersehbar natürlich auch das Aufheulen der Meute im Leserbriefbereich der aktuellen Ausgabe. Da wird Religion mit der Sehnsucht nach dem Schlaraffenland gleichgesetzt und gleichzeitig tumbes Atheistenbashing beklagt)

Das absolute Negativbeispiel ist dagegen ein kurzer Artikel auf Seite 18 des Juni-Hefts - "Kreationismus - Die Lügen", ironischerweise unter dem Label 'Wissenschaft auf dem Prüfstand': „Mit einem „Atlas der Schöpfung“ wollen Kreationisten Darwin widerlegen. Sie verfechten den biblischen Schöpfungsglauben, nach dem Gottvater die Lebewesen vor 4000 Jahren (sic!) geschaffen hat („Intelligent Designer“).

Dass sich praktisch alle deutschen Kreationisten von Harun Yahya und seinem Atlas deutlich distanzieren, interessiert hier nicht. Es sind „Die Kreationisten“, basta. Warum so einen guten Punkt durch differenzierte Berichterstattung schwächen? Zu den 4000 Jahren muss man wohl nicht mehr viel Worte verlieren. Egal wie lächerlich, bedrohlich oder sonstwie man Kurzzeitkreationismus finden mag, für ein populärwissenschaftliches Magazin ist so ein schlampiger Fehler einfach ein Armutszeugnis. Vor allem, wenn man den, über den man schreibt, des notorischen Lügens beschuldigt.

Abschließend heißt es in diesem Artikel: "Woher beziehen Kreationisten ihren Glauben, dass Wissenschaftler die Existenz Gottes leugnen? Das Gegenteil ist der Fall, für viele Forscher bedingen und ergänzen sich Wissenschaft und Religion. Beispiel Max Planck*: Je mehr er in die Rätsel der Quantenphysik eindrang, desto ehrfürchtiger und gläubiger wurde er." Tja, woher wohl? Vielleicht von Leuten wie Dawkins? Von diversen Blogs, auf denen jeder dritte Post irgendeine Strichmännchenkarikatur ist? Von stolz veröffentlichten Atheistenquoten unter Biologen? Schon ziemlich paranoid, diese Kreationisten...

* Mit der Religiosität Plancks hat sich W.E. Lönnig auf seiner Internetseite auseinandergesetzt: Max Planck zum Thema Gott und Naturwissenschaft

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