Montag, 14. Juli 2008

"Die Wissenschaft ist ein hartes Business"

Wer sich auch nur ansatzweise für die ID/Evolutionsthematik interessiert, wird es wohl längst mitbekommen haben: Ulrich Kutscheras kontroverse Attacke der Geisteswissenschaften (im Original hier zu lesen), den auch die Süddeutsche in einem lesenswerten Artikel kommentiert hat.

Als ID-Befürworter muss man das also nicht mehr kommentieren. Selbst den Semi-Geisteswissenschaftler in mir drängt es nicht zu einer Stellungnahme. (Einerseits hat man als Filmwissenschaftsstudent nicht unbedingt das Gefühl, etwas wirklich wichtiges und fundamentales zum Geschick der Menschheit beizutragen, und wenn man nicht extrem faul ist, ist es auch praktisch unmöglich, schlechte Zensuren zu bekommen. Andererseits sind 'film studies' auch nicht gerade repräsentativ für die Geisteswissenschaften.) Interessant fand ich in dem Zusammenhang nur einen Beitrag der NZZ online über Alfred Russell Wallace, in dem Kutschera zu Wort kommt.

Kutschera setzt sich für die Rehabilitation des heute eher unbekannten Mitentdecker der Evolutionstheorie ein. Als einen der Gründe für die mangelnde Anerkennung führt er Wallace´ späte Spiritualität an, aus der er öffentlich keinen Hehl machte. Weltanschaulich ging Wallace praktisch den entgegengesetzten Weg von Darwin - vom Materialisten zum religiösen Spiritualisten. "Die Wissenschaft ist ein hartes Business", meint Kutschera. "Wenn Sie da mit Spiritismus kommen, ist es mit Ihrer Anerkennung vorbei." Da fragt man sich: Ist die Wissenschaft ein "hartes Business", weil sie so eine Eigendynamik entwickelt hat, oder ist sie es, weil Menschen wie Kutschera sie zu so einem "harten Business" machen? In dem sie zum Beispiel ganze Forschungsbereiche diffamieren? Oder Wissenschaftlern aufgrund ihrer Ansichten die Wissenschaftlichkeit absprechen?

Aber darin liegt wohl nicht nur Ironie, sondern auch ein gewisser Trost: Nach eineinhalb Jahrhunderten ist man schon mal bereit, abgefallenen Materialisten zu vergeben.

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