Samstag, 16. Oktober 2010

vorübergehend ausgestorben

Darwinsche Evolution wird oft und gern als Naturgesetz bezeichnet, der alle fortpflanzungsfähigen Wesen ständig unterworfen sind, sobald sie - irgendwie - ins Dasein gekommen sind. Etwas weniger gut in dieses Bild passen Arten, die sich seit erdenklichen Zeiten praktisch nicht verändert haben, oder sogar seit Millionen von Jahren nicht mehr im Fossilbericht auftauchten und deshalb als ausgestorben galten, wie sogenannte Lazarus-Taxa.

Entsprechend ratlos war man, als man 1938 den Quastenflosser entdecke, der sich vor rund 70 Millionen Jahren aus dem Fossilbericht verabschiedet hatte. James Smith, der den 1938 vor Südafrika gefangenen Fisch als Quastenflosser erkannte, schrieb beispielsweise: „Ich wäre kaum erstaunter gewesen, wenn ich auf der Straße einem Dinosaurier begegnet wäre“. Horace Ship widmete dem Quastenflosser ein kleines Gedicht:

There lived a happy Coelacanth
In dim, primordial seas;
He ate and mated, hunted, slept,
Completely at his ease.

Dame Nature urged: "Evolve!"
He said: "Excuse me, Ma'am,
You get on with making Darwin,
I'm staying as I am."

The fishes changed their fishy shapes,
The reptiles stormed the land,
The algae turned to trees, the apes
To men, we understand.

The Coelacanth remained
A monster and a myth;
He said: "There's nothing to be gained
By my becoming Smith."

Der Fisch blieb in der öffentlichen Wahrnehmung tatsächlich "a monster and a myth". 1958 diente er beispielsweise als Aufhänger für einen der typischen Monster-Horrorfilme dieser Dekade: Monster on the Campus, auf deutsch Der Schrecken schleicht durch die Nacht. Dort haben die Zellen des Fisches, die der "Kraft der Evolution" trotzen konnten, auf andere Lebewesen eine rückbildende Wirkung.


Die Liste vermeintlich ausgestorbener Tiere und Pflanzen ist recht lang, darunter der Urwelt-Mammutbaum (seit der Kreidezeit nicht mehr nachweisbar, 1941 wiederentdeckt), der Glanzsittich, kanarische Rieseneidechsen, das Chaco-Pekari oder die neuseeländische Takahe-Ralle. Während man diese Evolutions-Verweigerer Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts noch als arme und träge Verwandte sah, an denen der allgemeine Fortschritt vorübergegangen war, werden sie heutzutage oft als "Erfolgsmodelle" der Evolution bezeichnet; sie wurden praktisch von Problemfällen zu Helden der Evolution um-interpretiert.

Interessant dabei ist auch, dass fast alle diese "wiederauferstandenen" Lebewesen der jeweiligen einheimischen Bevölkerung schon lange gut bekannt waren, wie bereits der Vater Kryptozoologie, Bernard Heuvelmans, bemerkte. (Der Quastenflosser war beispielsweise als Speisefisch bekannt, während man seine Schuppen zum Schmiergeln verwendete) Interessant insofern, dass es auch heute noch Wesen gibt, die detailiert von Einheimischen beschrieben werden, jedoch noch nicht wissenschaftlich erfasst wurden, darunter auch spektakuläre Tiere wie der afrikanische "Mokele-mbembe". Wenn der Quastenflosser und andere den Kreide/Tertiär-Impact gut überstanden haben, warum dann nicht auch soetwas...

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