Samstag, 19. Januar 2008

Michael Caines Stimme in "Der privilegierte Planet"



Während im Februar, wie weiter unten berichtet, Expelled - No Intelligence Allowed in den Staaten anläuft, gibt es auch in Deutschland eine Premiere, und zwar die der deutschen Fassung von The Privileged Planet. Der Film sollte bereits im Dezember starten, musste jedoch verschoben werden.

Nichtsdestotrotz nimmt die Bearbeitung des Dokumentarfilms Formen an. Das deutsche Pendant zu Erzähler John Rhys-Davies (Der Herr der Ringe) ist Regisseur und Schauspieler Jürgen Thormann, seit über 40 Jahren die kongeniale deutsche Stimme von Sir Michael Caine, sowie von Ian McKellen und Max von Sydow.


Samstag, 12. Januar 2008

EXPELLED

Im nächsten Monat kommt Expelled - No Intelligence Allowed in die US-Kinos, eine Dokumentation über ID-Vertreter mit dem Autor und Komiker Ben Stein. Hier ein längerer Trailer:



Sowie ein kurzes Interview mit Ben Stein:

Freitag, 11. Januar 2008

Das Leben ist eine Zwiebel

Auf Uncommon Descent würde kürzlich auf eine Pflanzenstudie hingewiesen, die eine "tief verborgene" (deeply hidden) Ebene der transkriptionellen Regalution zutage brachte (Salk Institute). Der erste der zahlreichen Kommentatoren nannte die transkriptionelle Regulation an sich interessanterweise das "dunkle Materie"-Problem der Biologie.

So faszinierend solche Forschungsergebnisse sind, die Frage ist, ob immer tiefer liegende Ebenen der Komplexität an sich eher für den Entwicklungs- oder den Designgedanken sprechen. Den Forscher als solchen sollten solche verborgenen und noch auf ihre Erklärung harrenden Entdeckungen wohl so oder so beflügeln. Doch wie sieht es mit Forschern aus, die sich an bestimmte Theorien gebunden fühlen? Hier wird das Beflügeln oft von der Forschung im allgemeinen auf die Theorie im speziellen umgemünzt. Findet man, was man im Rahmen der Theorie erwartet, ist alles in Ordnung. Findet man etwas völlig anderes, ist auch alles in Ordnung, denn könnte man alles erklären, wäre man als Forscher ja arbeitslos. 'Natürlich habe die Evolutionstheorie noch Lücken', meinte jemand in einem Zeitungsartikel mal in etwa, 'deshalb stehen Evolutionsbiologen ja auch noch in Lohn und Brot'. So wirkt die Theorie heuristisch fruchtbar, obwohl es eigentlich die von jeder Theorie nackte Natur an sich ist, die heuristisch fruchtbar ist. Da ist dann der gemeine Wasserschlauch beispielsweise nicht etwa wegen seiner verstandenen Entwicklungsgeschichte ein Paradebeispiel der Evolution, sondern allein wegen seiner „bizarren Fresskünste".

Mittwoch, 2. Januar 2008

Das Aposematismus-Paradoxon

Meine Feiertags-Lektüre war, bzw. ist noch, Das Glück der Tiere von Burkhard Müller. Eine ausführlichere Rezension wird noch folgen. Was ich bisher allerdings schon als sehr positiv herausstellen kann, ist, dass Müller viele Beispiele für evolutionäre Sackgassen anführt, über die man noch nicht viel gelesen hat. (Wobei man ja offiziell eh nie viel über diese liest...)

Als Beispiel möchte ich das Problem der Warnfärbung nennen. Auf Seite 144 schreibt Müller:


Nebenbei bemerkt, ist natürlich jede Art von Warnfärbung ein besonders gutes Beispiel für die Unmöglichkeit des Anfangs. Es muss im ganzen Reich der Beutegreifer, welcher zoologischen Gruppen sie auch angehören mögen, eine wohl entwickelte Konvention geben, dass man von auffällig gefärbten Beutetieren besser die Zähne lässt, und zwar von vornherein: Hat jeder Räuber diese Erfahrung erst für sich zu machen, dann ist es für das arme Opfer, an dem er sich macht, meist schon zu spät. Räuber aber gibt es unendlich viele; die Warnfärbung muss jeden, bevor er sich den Appetit an ihrem Träger verderben kann, erst einmal durch ihre Auffälligkeit wie eine Zielscheibe anlocken. Die entsprechenden Verluste im Vorfeld künftigen evolutiven Gewinns können vielleicht von kompletten Spezies und Populationen ausgeglichen werden - wenn aber zunächst nur, wie es dem Wesen der Mutation entspricht, ganz vereinzelte Individuen das neue Merkmal tragen, so werden sie bevorzugt ausgemerzt: Es kann darum auf keinen Fall selektiert werden!


Ich wünsche allen Lesern ein schönes, gesundes und interessantes Jahr 2008!

Bildquelle

Sonntag, 23. Dezember 2007

Rube Goldbergs Honda

Da die Bezeichnung Rube-Goldberg-Maschine unter ID-Interessierten ein Begriff sein sollte, ist folgender Werbeclip nicht ganz offtopic. Der US-amerikanische Ingenieur und Cartoonist Rube Goldberg wurde berühmt durch seine gezeichneten Maschinen, die auf geradezu atemberaubend umständliche Weise eine sehr simple Funktion erfüllen. Michael Behe benutzt diese Maschinen in "Darwins Black Box" als Vergleich für bestimmte biologische Konstruktionen, wie die Blutgerinnungs-Kaskade.*

Obwohl an sich suboptimal, stellen Rube-Goldberg-Anordnungen eine besondere Herausforderung für eine postulierte unintelligente, graduelle Entstehung dar.** Da aber mittlerweile sogar für Mausefallen Evolutionsszenarien existieren, sollte ein entsprechendes Szenario für die in diesem Clip gezeigte Maschine ein Leichtes für den fantasiebegabten Evolutionsbiologen sein.

Voilà

* Wobei Behe eher auf die Feinabstimmung der Komponenten miteinander Bezug nimmt, weniger auf den Umstand, dass ein geringer Nutzen mit einem übertriebenen Aufwand erreicht wird. Letzteres spielt für ID eventuell eine Rolle als playful complexity.

** Wenn man annimt, dass Lebewesen letztendlich nur dem Zweck dienen, Duplikate von DNS-Molekülen zu verbreiten, sind sie fast alle Rube-Goldberg-Maschinen. Eine Konstruktion, die beispielsweise Theorien über das Universum austüftelt, Symphonien komponiert oder zum Mond fliegt, nur um im Endeffekt Molekül-Kopien in die Welt zu setzen, stellt wohl jeden Goldberg-Mechanismus beschämt in den Schatten.

Samstag, 15. Dezember 2007

Sexuelle Belästigung zum Wohle der Frau?

Vor knapp drei Monaten schrieb ich einen Beitrag über die jüngste Produktion des Filmemachers Fritz Poppenberg, die sich kritisch mit dem Thema Abtreibung auseinander setzt.

Das Thema 'Abbruch eines beginnenden Lebens' scheint nicht weniger emotional umstritten zu sein als Themen wie 'Beginn und Ursache des Lebens überhaupt'. Über thematische Gemeinsamkeiten und Unterschiede mag man sich streiten; warum ich noch einmal etwas dazu schreibe, ist ein Vorfall vor einer Abtreibungsklinik in Wien, beziehungsweise die entsprechende Berichterstattung darüber.

Auf der katholischen Video-Plattform gloria.tv wurden mehrere Clips (sie auch hier) veröffentlicht, die zeigen, wie Lebensschützer von engagierten Schauspielern auf zum Teil makabere Weise bedrängt werden. Einige dieser Aktivitäten kann man wohl ohne weiteres als sexuelle Belästigung sehen. Interessant ist das daraufhin in Gang gesetzte mediale Echo.

Einige Meldungen zu dem Vorfall erwähnen, dass gloria.tv in Moldawien betrieben werde, "außerhalb der EU mit ihren Persönlichkeitssschutzregeln". Das tut natürlich schon einmal sehr viel zur Sache. Der Betreiber der entsprechenden Klinik gibt zwar laut Standard zu, aus "Gründen der Gegenwehr" "immer wieder Schauspieler engagiert" zu haben, "um die Abtreibungsgegner von ihrem Tun abzuhalten." Das Video sei jedoch "offensichtlich manipuliert" (!) und stelle "einen verzweifelten Versuch religiöser Fanatiker dar, die Tatsachen auf den Kopf zu stellen". Sechs Tage später liest man: "Die Bilder, die auf der Internetseite gloria.tv veröffentlicht wurden und zeigen, wie die HLI-Demonstranten körperlich belästigt wurden, seien „bedauerliche Ausnahmen“." Ah ja...

Die ORF-Sendung "Thema" widmete sich dem Vorfall dann am 10. Dezember ebenfalls. In das Interviews eines Lebensschutz-Vertreters wird kurz und suggestiv die Großaufnahme eines Nagels in den Füßen einer Jesus-Figur geschnitten. Eine Französin, in deren Heimat "Der Versuch, eine Frau von einem Schwangerschaftsabbruch abzubringen, [...] mit bis zu 30.000 Euro Geldstrafe oder bis zu zwei Jahren Haft geahndet" (wienweb) wird, steht kopfschüttelnd vor Fotos von Embryos. Der Subtext dieser Berichterstattung ist mehr als klar: Selbst wenn die veröffentlichten Aufnahmen echt sein sollten (was grundsätzlich bezweifelt wird, Moldawien und so) ... selbst schuld! Wer versucht, Frauen von ihrem Recht auf Schwangerschaftsabbruch abzubringen, dem geschieht sexuelle Nötigung ganz recht. Die engagierten Schauspieler sind zwar nicht ganz billig, aber für den Klinikbetreiber fest steht: "Mit jedem Schwangerschaftsabbruch rette ich das Leben einer Frau."

Man kann sich fragen, was in einer Gesellschaft schief läuft, die glaubt, Frauen das Leben zu retten, indem sie deren Schwangerschaft beendet. (Das Wort Abtreibung wird hier meist bewusst vermieden, Schwangerschaft klingt eher wie ein körperlicher Zustand, den man abstellen kann) Ob man den Aktionen der Lebensschützer positiv gegenüber eingestellt ist oder nicht, erschreckend ist hier der Gleichklang der Medien. Niemand hinterfragt ernsthaft, ob Frauen wirklich umfassend über das Thema aufgeklärt und beraten wurden, was allein schon bei der großen Zahl von Teenagerschwangerschaften eine interessante Frage wäre. Und niemand scheint genau wissen zu wollen, ob ein Gynäkologe Schauspieler engagiert, um Frauen und Männer sexuell zu nötigen. Die wenigsten Seiten verlinken überhaupt zu dem entsprechenden Filmmaterial. Ähnlich wie bei ID (da zum Glück noch nicht in dieser Form) scheint bei vielen Toleranz und Mitgefühl dort zu enden, wo andere "religiös motiviert" sind.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Kleine Rätselfrage:


Was verschwindet, wenn man es (evolutionär) erklärt?




Wer noch etwas darüber nachdenken möchte, sollte ab hier erstmal nicht weiterlesen. ;)






Die Antwort ist: Altruismus. Selbstloser Einsatz für andere, sogar völlig fremde, auch unter Gefahr für das eigene Leben. Ein Wort, das das sehr treffend bezeichnet, ist das griechische Wort Agape, das in den christlichen Schriften der Bibel vorkommt und als uneigennützige, schenkende Liebe übersetzt werden kann.

Schon Darwin hatte seine Probleme mit dem Altruismus. Seiner Vorstellung nach erklärt er sich im Tierreich vor allem durch Blutsverwandtschaft. Arbeitsbienen zum Beispiel, die sich für ihren Bienenstock opfern, schützen ihre Blutsverwandten und verhelfen damit indirekt Kopien der eigenen Gene zur Fortpflanzung. William D. Hamilton, den viele als Darwin des 20. Jahrhunderts bezeichnen, widmete sich dem Problem Altruismus und berechnete mit Formeln dessen Wahrscheinlichkeit und Nützlichkeit.

Altruismus unter Tieren mag in dem Sinne vielleicht noch erklärbar sein, der Wert menschlichen Altruismus' definiert sich jedoch gerade über Begriffe wie Freiwilligkeit. Hätte man einen Film über Oskar Schindler gedreht, wenn er nur aufgrund eines biologischen Imperativs so gehandelt hätte, wie er gehandelt hat, der sich für irgendwelche Gene als nützlich erwiesen hat? Bedingungslose, uneigennützige Liebe wäre eben nicht mehr bedingslos und uneigennützig, wenn sie irgendwo versteckt doch an irgendwelche Bedingungen und einen, wenn auch indirekten Eigennutz geknüpft wäre. Ein Erklären im Sinne darwinscher Modelle kommt hier einem Wegerklären, einem Zerstören gleich.

Aus rein wissenschaftlicher Sicht mögen solche ethischen Erwägungen irrelevant sein, trotzdem ergibt sich bei dieser Betrachtung letztlich das Bild einer Theorie, die ein Problem mit Selbstlosigkeit und Güte hat und sie aus ihrem Weltbild entfernen möchte. Und die jedem, der glaubt, selbstlos zu handeln, potentiell
unterstellt, letztendlich doch nur eigennützig zu sein. Das ist einer dieser Gründe, warum ich Wissenschaftler nicht verstehe, die nicht das geringste Problem zwischen Evolutionstheorie und christlichem Glauben sehen.*


** Francis Collins hält zwar beispielsweise Altruismus nicht für darwinistisch erklärbar, was aber letztlich auch daraus hinaufläuft, dass man der Darwinschen Theorie die Erklärungsmacht abspricht, die sie für sich einfordert. Bis zu welchem Grad man das macht, wenn man es eh schon macht, scheint wohl eine Frage der persönlichen Konsequenz zu sein.

Mittwoch, 21. November 2007

Die guten Seiten von schlechtem Wetter

"Wenn es einen lieben Gott gibt, warum gibt es dann schlechtes Wetter?", fragte mich ein Arbeitskollege mal. Daran muss ich im Herbst und Winter häufiger denken. Schlechtes Wetter ist zwar ein sehr relativer Begriff, verkürzte Tageslichtzeiten, Wind, Wolken, Regen und Kälte fallen aber für die meisten Menschen schon unter die Bezeichnung "schlecht". Durch die Lichtarmut im Herbst und Winter wird weniger Serotonin ausgeschüttet, bzw. weniger schläfrig machendes Melatonin abgebaut. Die Folge sind oft Herbst- und Winterdepressionen.

Um eine Herbstdepression zu lindern, wird von Psychologen unter anderem empfohlen, sich mit warmen Farben zu umgeben. Wie z.B. auf dieser Seite:
Umgeben Sie sich mit belebenden Farben, die das Sonnenlicht nachahmen wie Orange-, Gelb- und Rottöne. Bunte Kissenbezüge, eine rote Tischdecke oder ein Bild mit fröhlichen Farben wirkt schon Wunder. Ein Blumenstrauß oder ein buntes Kleid/Hemd helfen auch die Stimmung zu verbessern. Das sind Streicheleinheiten für die Seele.
Orange-, Gelb- und Rottöne kommen allerdings gerade im Herbst auch in der Natur verstärkt vor, zumindest in unseren Breiten. Buntes Laub bietet dem Auge einen angenehmen Gegenpol zum grauen Wetter und legt sich wie ein Teppich auf die Wege. (In Städten meist zum Leidwesen der Straßenreinigung)

Warum die Bäume ihre Blätter noch färben, kurz bevor sie sie eh entsorgen, ist aus wissenschaftlicher Sicht noch nicht völlig geklärt. Einige Farbtöne scheinen einfach dadurch zu entstehen, dass der Baum Stoffe wie Chlorophyl aus den Blättern zurückzieht, in denen dann andere Pigmente sichtbar werden. Vor allem aber die durch Anthocyane hervorgerufene Rotfärbung einiger Blätter gibt noch Rätsel auf. 2001 fand sogar ein Symposium zum Thema "Why Leaves turn red" statt. Im Lexikon des Unwissens wird dem Thema Herbstlaub dann auch mehrere Seiten gewidmet, und verschiedene Theorien werden vorgestellt. Darunter die des Evolutionsbiologen William Hamilton, nach der die rote Farbe Schädlinge wie z.B. Blattläuse warnen soll.

Ob die Färbung der Blätter auch die Funktion hat, in einer ungemütlichen Jahreszeit ein kleines optisches Trostpflaster für das menschliche Auge zu bieten, dürfte für Biologen jedoch keine ernsthafte Frage sein.*

Ein ähnlicher Gedanke drängt sich auf, wenn man bedenkt, dass Schnee in der dunkelsten Jahreszeit wie ein perfekter Reflektor funktioniert, der das wenige Sonnenlicht vollständig zurückwirft. Praktisch eine naturgegebene Lichttherapie. (In dem Zusammenhang wäre vielleicht interessant, ob Winterdepressionen in größtenteils schneelosen Wintern häufiger sind)

* Es sei denn vielleicht, man entwirft auch dazu eine gute Geschichte, z.B. dass fröhlichere Menschen weniger Bäume fällen, und die bunten Bäume so eher überlebt haben, oder soetwas.

Samstag, 3. November 2007

Gone with the evidence

Auf ToTheSource findet sich ein Interview mit Philosoph Antony Flew. Flew war lange Zeit hinweg einer der führenden Denker des Atheismus, bekennt sich mittlerweile jedoch zum Theismus, oder genauer gesagt, zum Deismus. Hauptgrund dafür ist laut Flew das Design-Argument: “It now seems to me that the findings of more than fifty years of DNA research have provided materials for a new and enormously powerful argument to design”.

Flew ist praktisch der lebende Gegenbeweis dafür, dass 'arguments to design' nur die überzeugen, die eh schon an einen Gott glauben. Und man kann ihm für sein "following the evidence whereever it leads" eigentlich nur Respekt bekunden. Damit wäre er eigentlich auch jemand, den Richard Dawkins als Gegenbeispiel für gläubige Menschen nennen könnte, die ja laut Dawkins immun gegen 'the evidence' sind. Mit den Offenbarungsreligionen kann sich Flew jedoch nach wie vor nicht identifizieren. Laut einem Interview mit Lee Strobel hat Flew das größte Problem mit der Vorstellung einer Hölle.


In einem neu erschienenem Buch mit dem Titel There is a God beschreibt Flew den Weg zu seiner Überzeugung. Zudem ist er in der DVD-Dokumentation Has Science Discovered God? zu sehen.

Donnerstag, 1. November 2007

"Zurück in die Zukunft" - Ein kreationistisches Machwerk?

Haben wir einen freien Willen? Wenn man voraussetzt, dass der Mensch in einem Universum mit ausschließlich physischen Wirkprinzipien entstanden ist, muss man das Konzept eines freien Willens - so wie wir ihn empfinden - verneinen. Zumindest wenn man einigermaßen logisch konsequent ist. All unser Handeln wäre damit Teil einer physikalisch determinierten Ereigniskette, wäre "ebenso kausal gebunden wie die Gestirne in ihren Bewegungen", wie es Einstein formulierte.

Könnten wir innerhalb unserer Körper in der Zeit zurückgehen - eine Zeitreise, wie sie beispielsweise im Film "The Butterfly Effect" zu sehen ist - dürften wir in dieser Vergangenheit nichts verändern können. Ebenso wenig, wie eben ein Planet an einem früheren Punkt seiner Bahn irgendetwas an seiner Bahn oder Geschwindigkeit verändern könnte. So eine Zeitreise würde uns dann das Gefühl vermitteln, im eigenen Körper ohnmächtig gefangen zu sein, denn der Körper folgt ja den Gedanken und Hirntätigkeiten aus dem ursprünglichen Zeitablauf. Mal abgesehen davon, dass dieses Gedankenspiel bereits ein materiell unabhängiges Bewusstsein voraussetzt und damit eigentlich von vornherein keinen Sinn macht, ist ein Film wie "The Butterfly Effect" so gesehen praktisch ein Plädoyer für den freien Willen des Menschen. (Was angesichts der eigentlich Filmhandlung fast paradox erscheint)

Aber wie steht es mit Filmen wie "Zurück in die Zukunft" oder "Terminator 2 - Judgement Day", in denen physisch in die Vergangenheit gereist und diese verändert wird? Hier könnte man sich auch fragen, warum ein Mensch, der in all seinem Tun hoffnungslos durch die Naturgesetze kausal gebunden ist, eben aus dieser Einbahnstraße der Kausalität
ausbrechen können sollte. Wenn man das Handeln des Zeitreisens
wie alles andere Handeln als Teil des kausalen physischen Naturgeschehen ansieht, stellt sich die Frage, warum dieses Naturgeschehen etwas hervorbringen sollte, was eben dieses Naturgeschehen verändert.

Filme, die einerseits Zeitreisen in die Vergangenheit als möglich darstellen, andererseits aber postulieren, dass nichts im Zeitablauf geändert werden kann, stehen dann auch vor dem großen dramaturgischen Problem, das mit einem subjektiv freien Willen in Einklang zu bringen. Was sollte den Protagonisten hindern, seinen jugendlichen Großvater zu erschießen? Eine entsprechende Szene gibt es in "12 Monkeys". Madeleine Stowe spricht da etwas auf einen Anrufbeantworter, den Bruce Willis in der Zukunft abhört. Er weiß also, was sie sagt, bevor sie es sagt. Im Film ist es so gelöst, dass Stowe anruft, während Willis gerade abwesend ist. Doch was wäre, wenn er ihr gesagt hätte, was sie auf den Anrufbeantworter spricht? Würden sie irgendwelche Umstände dazu bringen, es trotzdem zu sagen, so dass es sich immer noch wie freier Wille anfühlt, oder würde sie wie ein Roboter handeln und das tun, was sie laut kausal determinierten Zeitablauf eben tun muss?

Die meisten Zeitreisegeschichten basieren so gesehen auf einem real vorhandenem freien Willen, der letztlich nur durch ein metaphysisches oder religiöses Bezugssystem begründbar ist.