Mittwoch, 21. November 2007

Die guten Seiten von schlechtem Wetter

"Wenn es einen lieben Gott gibt, warum gibt es dann schlechtes Wetter?", fragte mich ein Arbeitskollege mal. Daran muss ich im Herbst und Winter häufiger denken. Schlechtes Wetter ist zwar ein sehr relativer Begriff, verkürzte Tageslichtzeiten, Wind, Wolken, Regen und Kälte fallen aber für die meisten Menschen schon unter die Bezeichnung "schlecht". Durch die Lichtarmut im Herbst und Winter wird weniger Serotonin ausgeschüttet, bzw. weniger schläfrig machendes Melatonin abgebaut. Die Folge sind oft Herbst- und Winterdepressionen.

Um eine Herbstdepression zu lindern, wird von Psychologen unter anderem empfohlen, sich mit warmen Farben zu umgeben. Wie z.B. auf dieser Seite:
Umgeben Sie sich mit belebenden Farben, die das Sonnenlicht nachahmen wie Orange-, Gelb- und Rottöne. Bunte Kissenbezüge, eine rote Tischdecke oder ein Bild mit fröhlichen Farben wirkt schon Wunder. Ein Blumenstrauß oder ein buntes Kleid/Hemd helfen auch die Stimmung zu verbessern. Das sind Streicheleinheiten für die Seele.
Orange-, Gelb- und Rottöne kommen allerdings gerade im Herbst auch in der Natur verstärkt vor, zumindest in unseren Breiten. Buntes Laub bietet dem Auge einen angenehmen Gegenpol zum grauen Wetter und legt sich wie ein Teppich auf die Wege. (In Städten meist zum Leidwesen der Straßenreinigung)

Warum die Bäume ihre Blätter noch färben, kurz bevor sie sie eh entsorgen, ist aus wissenschaftlicher Sicht noch nicht völlig geklärt. Einige Farbtöne scheinen einfach dadurch zu entstehen, dass der Baum Stoffe wie Chlorophyl aus den Blättern zurückzieht, in denen dann andere Pigmente sichtbar werden. Vor allem aber die durch Anthocyane hervorgerufene Rotfärbung einiger Blätter gibt noch Rätsel auf. 2001 fand sogar ein Symposium zum Thema "Why Leaves turn red" statt. Im Lexikon des Unwissens wird dem Thema Herbstlaub dann auch mehrere Seiten gewidmet, und verschiedene Theorien werden vorgestellt. Darunter die des Evolutionsbiologen William Hamilton, nach der die rote Farbe Schädlinge wie z.B. Blattläuse warnen soll.

Ob die Färbung der Blätter auch die Funktion hat, in einer ungemütlichen Jahreszeit ein kleines optisches Trostpflaster für das menschliche Auge zu bieten, dürfte für Biologen jedoch keine ernsthafte Frage sein.*

Ein ähnlicher Gedanke drängt sich auf, wenn man bedenkt, dass Schnee in der dunkelsten Jahreszeit wie ein perfekter Reflektor funktioniert, der das wenige Sonnenlicht vollständig zurückwirft. Praktisch eine naturgegebene Lichttherapie. (In dem Zusammenhang wäre vielleicht interessant, ob Winterdepressionen in größtenteils schneelosen Wintern häufiger sind)

* Es sei denn vielleicht, man entwirft auch dazu eine gute Geschichte, z.B. dass fröhlichere Menschen weniger Bäume fällen, und die bunten Bäume so eher überlebt haben, oder soetwas.

Samstag, 3. November 2007

Gone with the evidence

Auf ToTheSource findet sich ein Interview mit Philosoph Antony Flew. Flew war lange Zeit hinweg einer der führenden Denker des Atheismus, bekennt sich mittlerweile jedoch zum Theismus, oder genauer gesagt, zum Deismus. Hauptgrund dafür ist laut Flew das Design-Argument: “It now seems to me that the findings of more than fifty years of DNA research have provided materials for a new and enormously powerful argument to design”.

Flew ist praktisch der lebende Gegenbeweis dafür, dass 'arguments to design' nur die überzeugen, die eh schon an einen Gott glauben. Und man kann ihm für sein "following the evidence whereever it leads" eigentlich nur Respekt bekunden. Damit wäre er eigentlich auch jemand, den Richard Dawkins als Gegenbeispiel für gläubige Menschen nennen könnte, die ja laut Dawkins immun gegen 'the evidence' sind. Mit den Offenbarungsreligionen kann sich Flew jedoch nach wie vor nicht identifizieren. Laut einem Interview mit Lee Strobel hat Flew das größte Problem mit der Vorstellung einer Hölle.


In einem neu erschienenem Buch mit dem Titel There is a God beschreibt Flew den Weg zu seiner Überzeugung. Zudem ist er in der DVD-Dokumentation Has Science Discovered God? zu sehen.

Donnerstag, 1. November 2007

"Zurück in die Zukunft" - Ein kreationistisches Machwerk?

Haben wir einen freien Willen? Wenn man voraussetzt, dass der Mensch in einem Universum mit ausschließlich physischen Wirkprinzipien entstanden ist, muss man das Konzept eines freien Willens - so wie wir ihn empfinden - verneinen. Zumindest wenn man einigermaßen logisch konsequent ist. All unser Handeln wäre damit Teil einer physikalisch determinierten Ereigniskette, wäre "ebenso kausal gebunden wie die Gestirne in ihren Bewegungen", wie es Einstein formulierte.

Könnten wir innerhalb unserer Körper in der Zeit zurückgehen - eine Zeitreise, wie sie beispielsweise im Film "The Butterfly Effect" zu sehen ist - dürften wir in dieser Vergangenheit nichts verändern können. Ebenso wenig, wie eben ein Planet an einem früheren Punkt seiner Bahn irgendetwas an seiner Bahn oder Geschwindigkeit verändern könnte. So eine Zeitreise würde uns dann das Gefühl vermitteln, im eigenen Körper ohnmächtig gefangen zu sein, denn der Körper folgt ja den Gedanken und Hirntätigkeiten aus dem ursprünglichen Zeitablauf. Mal abgesehen davon, dass dieses Gedankenspiel bereits ein materiell unabhängiges Bewusstsein voraussetzt und damit eigentlich von vornherein keinen Sinn macht, ist ein Film wie "The Butterfly Effect" so gesehen praktisch ein Plädoyer für den freien Willen des Menschen. (Was angesichts der eigentlich Filmhandlung fast paradox erscheint)

Aber wie steht es mit Filmen wie "Zurück in die Zukunft" oder "Terminator 2 - Judgement Day", in denen physisch in die Vergangenheit gereist und diese verändert wird? Hier könnte man sich auch fragen, warum ein Mensch, der in all seinem Tun hoffnungslos durch die Naturgesetze kausal gebunden ist, eben aus dieser Einbahnstraße der Kausalität
ausbrechen können sollte. Wenn man das Handeln des Zeitreisens
wie alles andere Handeln als Teil des kausalen physischen Naturgeschehen ansieht, stellt sich die Frage, warum dieses Naturgeschehen etwas hervorbringen sollte, was eben dieses Naturgeschehen verändert.

Filme, die einerseits Zeitreisen in die Vergangenheit als möglich darstellen, andererseits aber postulieren, dass nichts im Zeitablauf geändert werden kann, stehen dann auch vor dem großen dramaturgischen Problem, das mit einem subjektiv freien Willen in Einklang zu bringen. Was sollte den Protagonisten hindern, seinen jugendlichen Großvater zu erschießen? Eine entsprechende Szene gibt es in "12 Monkeys". Madeleine Stowe spricht da etwas auf einen Anrufbeantworter, den Bruce Willis in der Zukunft abhört. Er weiß also, was sie sagt, bevor sie es sagt. Im Film ist es so gelöst, dass Stowe anruft, während Willis gerade abwesend ist. Doch was wäre, wenn er ihr gesagt hätte, was sie auf den Anrufbeantworter spricht? Würden sie irgendwelche Umstände dazu bringen, es trotzdem zu sagen, so dass es sich immer noch wie freier Wille anfühlt, oder würde sie wie ein Roboter handeln und das tun, was sie laut kausal determinierten Zeitablauf eben tun muss?

Die meisten Zeitreisegeschichten basieren so gesehen auf einem real vorhandenem freien Willen, der letztlich nur durch ein metaphysisches oder religiöses Bezugssystem begründbar ist.