Dienstag, 29. Juli 2008

Beware! ID in the movies...

Vor eineinhalb Monaten hieß es zum US-Kinostart von The Happening auf Uncommon Descent: Another pro-ID movie opens on 2,986 theater screens. Und „...the Darwinists have no idea what will is yet to be unleashed on them in the culture war. They’ve only been sparring with the scouting parties so far.“



Mittlerweile ist The Happening auch in Deutschland gestartet, bzw. aus den meisten Kinos schon wieder raus. Die meisten Kritiken und Zuschauermeinungen waren erstaunlich schlecht. Ausgehend davon könnte man meinen, dass The Happening tatsächlich „basically a giant propaganda machine for intelligent design“ ist.

Was The Happening zum „Biggest Intelligent Design Movie of the year“ machen soll, ist letztenendes ein Satz: "It's an act of nature that we can't understand." Menschen, die sich seelenruhig von Löwen zerfleischen lassen oder unter Rasenmäher legen? Langweilig! Biologielehrer, die von Naturphänomenen reden, die nicht verstanden werden können? Der reinste Horror!

Aber es wird noch gruseliger: "Science will come up with a reason to put in the books but in the end it's just a theory. We fail to acknowledge forces at work beyond our understanding. To be a scientist, you must have a respectful awe for the laws of nature." Spätestens hier sollte man automatisch die Geigenakkorde aus der berühmten Psycho-Duschszene hören. Die Wissenschaft kann nicht alles erklären? Es gibt Phänomene, die wir vielleicht nicht erklären können, die wir aber trotzdem respektieren sollten? Das kann nur böse Pseudowissenschaft vom Schlage des Intelligent Design sein!

Ausgerüstet mit dieser Argumentation erkennt der Reviewer natürlich eindeutige Anzeichen für die antiquierte Moral der IDler: Alma, die Frau des Protagonisten, will noch keine Kinder mit ihrem Mann, was sie böse macht (was nirgendwo im Film behauptet wird). Da fragt man sich, ob sämtliche Horrofilme verkappte ID-Promo-Maschinen sind, da die promiskuitivsten Teenager in diesen Filmen stets die ersten Opfer sind; ein Klischee, das in der Scream-Reihe parodiert wurde.

Am Ende des Films ist Alma tatsächlich schwanger und teilt das freudig ihrem Mann mit. io10.com kommentiert das folgendermaßen: „At last, Alma is doing what "nature" and "evolution" want her to do.“ Die wirkliche Ironie liegt hier eher darin, dass dieser Satz auch sehr gut ohne die Anführungszeichen funktioniert.

Montag, 14. Juli 2008

"Die Wissenschaft ist ein hartes Business"

Wer sich auch nur ansatzweise für die ID/Evolutionsthematik interessiert, wird es wohl längst mitbekommen haben: Ulrich Kutscheras kontroverse Attacke der Geisteswissenschaften (im Original hier zu lesen), den auch die Süddeutsche in einem lesenswerten Artikel kommentiert hat.

Als ID-Befürworter muss man das also nicht mehr kommentieren. Selbst den Semi-Geisteswissenschaftler in mir drängt es nicht zu einer Stellungnahme. (Einerseits hat man als Filmwissenschaftsstudent nicht unbedingt das Gefühl, etwas wirklich wichtiges und fundamentales zum Geschick der Menschheit beizutragen, und wenn man nicht extrem faul ist, ist es auch praktisch unmöglich, schlechte Zensuren zu bekommen. Andererseits sind 'film studies' auch nicht gerade repräsentativ für die Geisteswissenschaften.) Interessant fand ich in dem Zusammenhang nur einen Beitrag der NZZ online über Alfred Russell Wallace, in dem Kutschera zu Wort kommt.

Kutschera setzt sich für die Rehabilitation des heute eher unbekannten Mitentdecker der Evolutionstheorie ein. Als einen der Gründe für die mangelnde Anerkennung führt er Wallace´ späte Spiritualität an, aus der er öffentlich keinen Hehl machte. Weltanschaulich ging Wallace praktisch den entgegengesetzten Weg von Darwin - vom Materialisten zum religiösen Spiritualisten. "Die Wissenschaft ist ein hartes Business", meint Kutschera. "Wenn Sie da mit Spiritismus kommen, ist es mit Ihrer Anerkennung vorbei." Da fragt man sich: Ist die Wissenschaft ein "hartes Business", weil sie so eine Eigendynamik entwickelt hat, oder ist sie es, weil Menschen wie Kutschera sie zu so einem "harten Business" machen? In dem sie zum Beispiel ganze Forschungsbereiche diffamieren? Oder Wissenschaftlern aufgrund ihrer Ansichten die Wissenschaftlichkeit absprechen?

Aber darin liegt wohl nicht nur Ironie, sondern auch ein gewisser Trost: Nach eineinhalb Jahrhunderten ist man schon mal bereit, abgefallenen Materialisten zu vergeben.