Die popkulturell bekanntere Variante von Murphys Gesetz lautet: Alles was schief gehen kann, wird auch schief gehen. Am Beispiel eines fallenden Butterbrotes bedeutet das, dass es mit größerer Wahrscheinlichkeit auf die Butterseite fallen wird. (Interessant wird dieses Beispiel, wenn man das Butterbrot in einem Gedankenexperiment mit der Butterseite nach außen auf dem Rücken einer fallenden Katze befestigt.)
Murphys Gesetz ist praktisch dafür verantwortlich, dass das Leben der meisten Menschen ab einem gewissen Zeitpunkt eine lange Phase der Desillusionierung ist. Je angenehmer beispielsweise der Beruf ist, den wir ergreifen wollen, um so größer ist die Zahl der potentiellen Mitbewerber und damit die Wahrscheinlichkeit, den erträumten Beruf nicht ergreifen zu können. Eine ähnliche Logik greift leider oft auch bei Faktoren wie 'Attraktivität eines favorisierten Lebenspartners' und 'Wahrscheinlichkeit der Gen-Weitergabe mit eben diesem', und vielen anderen.
Der moderne Alltag erzieht Menschen praktisch zu methodischen Pessimisten. Gibt es eine positive und eine negative Möglichkeit - lebt am Nordpol ein vollschlanker Philanthrop, der eine Spielzeugmanufaktur mit jährlichen internationalen Export betreibt, oder ist das nur ein verkleideter Bekannter; werde ich Formel-1-Fahrer oder Hartz-4-Empfänger; werde ich mit meiner Jugendliebe ein Leben lang zusammen und glücklich sein oder nicht; ... - ist die negative Option fast immer die wahrscheinlichere.
Ich glaube, dass sehr viele Menschen mit diesem alltagserprobten 'methodischen Pessimismus' auch an Fragen metaphysischer Tragweite herangehen. Wie: "Hat das Leben einen tieferen Sinn?", "Sind wir nicht mehr als ein strukturierter Haufen Biomasse, und bleibt nach unserem Tod auch nicht mehr übrig?" oder "Gibt es einen übergeordneten Geist, der gut und uns wohlgesonnen ist?" (Was letztlich ein Kathegorienfehler ist.)
Und oft ist dieser methodische Pessimismus sogar stärker als das Empfinden für rationale Zusammenhänge. Zum Beispiel lautete kürzlich ein Leserbrief in einem Wissenschaftsmagazin, als Reaktion auf einen Beitrag zum sogenannten Fine-Tuning im Universum, in etwa: Wenn die Werte der Naturkonstanten wie extra für Leben wie das unsrige eingestellt wirken, dann messen wir sie wahrscheinlich falsch. Für solch ein Höherbewerten des eigenen Empfindens gegenüber wissenschaftlichen Methoden und Daten sind sonst eigentlich eher Kreationisten verschrien.
Ich denke, darin liegt auch eine entscheidende Ursache für die allgemeine Akzeptanz des Evolutionsgedankens. Er impliziert negative Konsequenzen - kein freier Wille, kein Leben jenseits des physischen, etc. - und fühlt sich deshalb für viele wahrscheinlicher an als Schöpfung. (Ein Haken an dieser Überlegung ist natürlich, dass naturalistische Evolution für manche auch scheinbar positive Konsequenzen hat, wie z.B. das Fehlen einer übergeordneten moralsetzenden Instanz, gegenüber der man Rechenschaft ablegen muss.)
2 Kommentare:
Inhaltlich habe ich nichts zu bemängeln, aber als geborener Kritiker weise ich darauf hin, daß ein "Kathegorienfehler" zugleich ein orthografischer Fehler ist...
Vielleicht hast du an Karthago und Pythagors gedacht, who knows...:)
Ups, ja... :/
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