Der Planet befindet sich damit in einem Bereich, der als Goldilock-, zu deutsch Goldlöckchen-Zone, bezeichnet wird. Der Begriff soll auf den Astronomen James Lovelock zurückgehen und ist dem Märchen Goldlöckchen und die drei Bären entlehnt. Dort findet ein (natürlich blondes) Mädchen ein Häuschen im Wald mit drei Tellern Brei, drei Stühlen, drei Betten, etc. Jeweils eins davon ist genau richtig für sie, nicht zu klein, nicht zu groß, nicht zu kalt, nicht zu warm. Ebenso anspruchsvoll wie Goldlöckchen ist komplexes Leben. Die Goldlöckchen-Zone beschränkt sich auf einen sehr begrenzten Raum innerhalb einer Galaxie, und selbst dort gibt es bei einem geeigneten Stern immer noch einen sehr engen Bereich, in dem Leben möglich ist.
Don Brownlee, Autor des Buches Unsere einsame Erde. Warum komplexes Leben im Universum unwahrscheinlich ist, drückte es in einem Interview so aus:
„Es gibt diese weit verbreitete Annahme, dass die Natur erdähnliche Planeten hervorbringen möchte, und dass sich natürlicherweise Leben darauf entwickelt, und sich das natürlicherweise zu etwas wie uns entwickelt, und so weiter...
Die Voraussetzungen, die ökologischen Voraussetzungen auf einem Planeten, die mehr komplexes Leben erlauben, wie Menschen, Tiere oder Pflanzen, sind sehr selten.“(1)
Mit Gliese 581 c scheint man nun eine Behausung im großen Wald gefunden zu haben, in der – um bei der Symbolik des Märchens zu bleiben – ein Goldlöckchen zumindest theoretisch wohnen könnte. Eine solche Entdeckung hat grundsätzlich das Potential, die Annahme, wir seien das einzige Goldlöckchen im Wald, obsolet zu machen. Diese philosophische Konnotation erklärt auch das besondere Medienecho. Und sie erklärt auch, dass kritischere Stimmen – die nicht auf einen Erstkontakt mit Glieseanern nach der Erfindung des Warp-Antriebs 2063 wetten würden – dementsprechend ein deutlich geringeres allgemeines Medienecho finden.
In spektrum direkt heißt es unter der Überschrift „Flugtickets zu Gliese 581 c besser stornieren?“:
„Auf Grund der Nähe des Planeten zu seinem Stern, dürfte er vermutlich – wie auch der Erdmond - eine gebundene Rotation aufweisen, das heißt: Immer dieselbe Hemisphäre zeigt in Richtung Sonne. Dadurch kann sich kein starkes Magnetfeld ausbilden und der Planet ist dem Bombardement geladener Teilchen und energiereicher Strahlung, das von dem Stern auf ihn einprasselt, schutzlos ausgeliefert. Zudem rechnen Astronomen im Fall einer Atmosphäre damit, dass durch den großen Temperaturunterschied zwischen Tag- und Nachtseite extreme Windverhältnisse herrschen.“
Selbst wenn der Exoplanet flüssiges Wasser aufweisen sollte – es wäre nur eine Zutat von (momentan) ungefähr geschätzten 20 auf dem Rezept für Leben. Und selbst alle Zutaten auf einem Fleck garantieren noch lange keinen Kuchen.
Vielleicht sollten wir also vorerst – um die Symbolik des guten alten Märchens noch einmal zu strapazieren – anders als das verwöhnte Goldlöckchen unsere Hütte samt Brei und Betten für nicht ganz so beliebig und gewöhnlich halten. (die Rückkehr der Hauseigentümer, einer Ursus-arctos-Familie, und ihre wütende Reaktion sollen hier jedoch unerwähnt bleiben, um die Symbolik dann doch nicht übermäßig zu strapazieren ;)
1) "The privileged Planet", Illustra Media 2004 / "Der privilegierte Planet", Drei Linden Film 2007
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