Dienstag, 29. Dezember 2009

AVATAR - Hollywood und die Religion

Wie bereits 2008 wird sich mein letzter Blogbeitrag auch in diesem Jahr um einen Science-Fiction-Film mit Öko-Botschaft drehen. Vielleicht eine neue Tradition? Da es um einen aktuellen Kinofilm geht, möchte ich auf jeden Fall im Voraus darauf hinweisen, dass der Text gewisse Dinge in Bezug auf die Filmhandlung verraten könnte. Personen, die den Film noch nicht gesehen haben, aber noch sehen wollen, seien daher vor Spoilern gewarnt!

Das Thema 'Film und Religion' beschäftigt mich eigentlich schon sehr lange. Zu den Filmen von James Cameron habe ich dabei einen besonderen Bezug, da ich im Zuge meines Filmwissenschaftsstudiums mal eine Arbeit über den religiösen Subtext von Blockbustern am Beispiel von Terminator 2 - Judgment Day verfasst habe. Gerade die christliche Erlöserthematik findet sich auffallend häufig in Hollywood-Produktionen, zum Teil auch nicht auf den ersten Blick erkennbar, wie beispielsweise in I, Robot.

Nachdem Cameron sich bereits in zwei von ihm produzierten Dokumentationen teils fürsprechend, teils kritisch mit religiösen Themen beschäftigt hat (Der Exodus - Wahrheit oder Mythos? sowie The Lost Tomb of Jesus) ist Avatar in dieser Hichsicht ebenfalls sehr interessant. Der Film stellt einerseits eine, ins Science-Fiction-Genre übertragene Variation eines alten Themas dar: Im Konflikt zwischen angeblich zivilisierten Siedlern/Invasoren und angeblich primitiven und naturverbundenen Ureinwohnern schlägt sich der Protagonist im Laufe der Handlung auf die Seite der Eingeborenen und kämpft schließlich gemeinsam mit ihnen gegen seine früheren Arbeitgeber. Gleichzeitig ist Avatar jedoch auch eine Umkehrung des alten Sci-Fi-Motivs der Invasion übermächtiger, böser Aliens à la Independence Day oder Krieg der Welten, und stellt insofern schon ein Novum dar. Hier sind die Menschen die bösen, übermächtigen Aliens, und man identifiziert sich ausgerechnet mit den blauhäutigen Außerirdischen. Ausgetretene Pfade geht der Film also nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten enthält er eine Vielzahl sehr interessanter und innovativer Details.

Während sich bei früheren Cameron-Filmen religiöse Aspekte höchstens als Metapher oder Anspielungen fanden, hat Avatar nun einen ziemlich direkten Bezug. Die Naturverbundenheit der Na'vi, wie die Ureinwohner des Mondes Pandora heißen, hat quasi religiöse Ausmaße. Clever ist dabei, wie Cameron Esoterik und Wissenschaft verschmilzt, und über die digital designte Natur der Alien-Welt eine Art biologisch begründeten Pantheismus etabliert. Zumindest alle komplexeren Vertreter der Pandora-Fauna und -Flora verfügen über frei liegende Nervenenden, über die sie sich direkt mental verbinden können. Und die Bäume schaffen durch ihre - über ebensolche Nervenenden verbundenen Wurzeln ein Kommunikationsnetzwerk, das praktisch den gesamten Mond umspannt. (Ein Aspekt, der mich ein bisschen an die Prämisse des von Kritikern gescholtenen The Happening erinnert hat) In diesem sozusagen biologischen Internet sind Informationen über einzelne Lebewesen gespeichert - auch über Na'vi, die bereits verstorben sind. Das Netzwerk, das letztlich alle Lebewesen umfasst, bildet nun die Gottheit namens Eywa, die die Na'vi verehren. Und in ihrem Weltbild nimmt diese Gottheit die Seelen der Verstorbenen auf. Man kann sich jetzt streiten, ob das Ganze nun überhaupt noch mit Religion zu tun hat, wenn die Gottheit wissenschaftlich erklärt wird. (So argumentiert auch Jeffrey Weiss auf politics dailyExplaining Eywa is a matter of neurophysics, not theology. So it's not about religion.)

Dabei wird jedoch von einer heutzutage als selbstverständlich angesehenen Prämisse ausgegangen, nach der alles, was wissenschaftlich erfassbar ist, gleichsam physisch und materiell ist. Information ist jedoch immateriell, obwohl deren Träger materiell sind. Ich kann ein Lied nicht zerstören, indem ich eine Schallplatte zerbreche. (Genauso wie im Film das Töten des Avatars - ein Begriff aus dem Hinduismus - nicht automatisch zum Töten der Person führt) Insofern ist es eigentlich hochinteressant, dass die Gleichsetzung des Geistes oder der Seele eines menschlichen (oder menschenähnlichen) Wesens mit der immateriellen Information, die sein Gehirn verarbeitet und speichert, die im Film zum Ausdruck kommt, praktisch derselbe Gedanke ist, den christliche Wissenschaftler wie beispielsweise Werner Gitt äußern. (Ich halte Gitts Informationstheorie zwar nicht für so ausgearbeitet, wie sie sein sollte, teile jedoch seine Schlußfolgerung, dass der Mensch als informationsverarbeitendes und -speicherndes Wesen eine nicht-materielle Komponente hat. Diese Information ist in dem Sinne allerdings nicht im platonischen Sinne 'unsterblich', sondern abhängig von einem Träger und löschbar.)

Freitag, 11. Dezember 2009

Die Regeln des Spiels

Als Blog-Betreiber möchte man ab und an auch mal das Glück haben, eine echte Neuigkeit zu verbreiten. Bei einer Sache, die vor zweieinhalb Wochen passiert ist, überlegt man sich schon zweimal, ob man damit nicht Eulen nach Athen trägt. Beim sogenannten "Climagate", also der Veröffentlichung gehackter Emails von Klimaforschern, war ich jedoch tatsächlich ernsthaft am überlegen, da ich davon erst gestern durch die Lektüre des Spiegel erfuhr. Ich frage mich, ob ich das durch Lernen und Prüfungsvorbereitungen verpasst habe, oder einfach dadurch, dass so eine Meldung von Mainstream-Medien einfach ausselektiert wird, da man gerade eine politisch korrekte Weltrettungs-Appell-Stimmung verbreiten möchte.

Falls ich tatsächlich nicht der letzte war, der davon hörte: Sogenannte "Klimaskeptiker" hackten sich in Universitätsserver, stahlen und veröffentlichten Emails von führenden Klimaforschern. Ob durch diese Mails nun der Klimawandel oder auch nur der Mensch als Ursache desselben als große Verschwörung entlarvt werden, ist ein anderes Thema, das eigentlich interessante an der Sache - und so sieht das auch der Spiegel - sind die Vorgehensweisen der Forscher, die durch diese Mails entlarvt werden. Offenbar wurde diskutiert, wie Kritiker bedrängt und deren Publikationen etwa aus dem Bericht des Weltklimarats und auch aus sonstigen Publikationen herausgehalten werden können. Der Direktor des Klimazentrums in Norwich, Phil Jones, schreibt in einer Email sogar, dass man notfalls sogar die Definition, was Peer-Reviewed-Literatur ist, ändern wolle, um Kritiker fernzuhalten. In dem Zusammenhang fordern nun deutsche Klimaforscher wie der in dem Medien sehr präsente Mojib Latif oder Hans von Storch mehr "Transparenz": In Zukunft sollten Leitautoren des Weltklimarats nicht mehr zu den dominanten Forschern eines Gebietes gehören, die dann den eigenen Veröffentlichungen und jenen ihrer Kumpels eine besonders starke Deutungskraft zuerkennen. (spiegel online)

Das alles wirft natürlich ein sehr interessantes Licht auf den Wissenschaftsbetrieb. Interessant sind auch die Reaktionen der Beteiligten sowie der Medien. Für RTL oder web.de und Co. ist das Ganze praktisch nicht existent. Zeitungen wie die taz bemühen sich um größtmögliche Relativierung. Die Broschüre The Rules of the Game, in der Strategien zur Beeinflussung der Öffentlichkeit beschrieben werden, sei beispielsweise auch vorher schon ganz öffentlich im Netz zugänglich gewesen.* Auf Seiten von jungen, bloggenden Wissenschaftlern gibt es den mittlerweile fast obligatorischen Zynismus: Auf Mike's Trick sind sie alle, alle reingefallen. Selbst die Gletscher und die Blümchen sind auf Mike's Trick reingefallen.# Ein Klimaforscher der NASA meint gar: Wissenschaft funktioniert ja nicht, weil wir alle so nett sind. Newton war vielleicht ein Arsch, aber seine Gravitationsgesetze gelten noch heute. Darin schwingt unverhohlen ein ziemlich fragwürdiges Moralverständnis mit. Wissenschaft ist das eine, Moral etwas ganz anders. Aber was ist, wenn die meisten führenden Wissenschaftler eines Gebietes "Ärsche" sind, und Veröffentlichungen eines Kollegen behindern, die nicht ins Bild passen? Dann können Fakten Fakten sein, und gelten wie sie wollen, veröffentlicht werden sie trotzdem nicht. Und Die Wissenschaft funktioniert nicht so, wie sie vielleicht könnte. Es ist fast so, als wolle man sagen: Selbst wenn wir uns wie Ärsche verhalten, so kämpfen wir doch für ein hehres Ziel, Die Wissenschaft. Da ist sowas wie Moral einfach mal nebensächlich.
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* Das gilt größtenteils auch für das sogenannte Wedge-Document des Discovery Institute, nur interessiert es da komischerweise niemanden.

# Ein Zynismus, der wie so oft auf Kosten der Realität geht. Es wird einfach unterstellt, dass alle "Klimaskeptiker jeglichen Klimawandel leugnen, was natürlich nicht stimmt. Es geht eher um das Detail der Ursache. Vergleichbar ist das mit Zeitungsberichten, die z.B. suggerieren wollen, dass Kreationisten die Artbildung etwa bei Hunden ignorieren.

Montag, 7. Dezember 2009

Zusatzinformationen zur Podiumsdiskussion in Stuttgart

Hier für Interessierte mal ein Link zu Abstracts/Zusatzinformationen und Literaturangaben zu den Punkten der Podiumsdiskussion "Design ohne Designer?" am 24. 11. 2009 im Schloss Rosenstein, Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart (von Axe, Lönnig, Junker, Rammerstorfer; dieses Papier wurde nach der Diskussion den daran interessierten Hörern zur Verfügung gestellt):

Dienstag, 24. November 2009

Heute vor 150 Jahren...

... erschien Darwins On the Origin of Species in den Buchhandlungen Großbritanniens, in einer Auflage von 1250 Exemplaren. 15 Schilling kostete es damals, bis zu 35.000 Pfund ist so eine Erstausgabe heute wert.

missinglinks.info erinnert an dieses Datum mit einem nicht ganz ernst gemeinten Bild:


Montag, 23. November 2009

Seltsame Auswüchse

Da ich momentan im Prüfungsstress bin, wird hier leider bis Ende des Jahres nicht allzu viel laufen. Nur hier und da mal ein paar Bilder oder Links, wie diesen hier, auf den ich beim googeln nach "tree of life" gestoßen bin:

Evolution Tattoos

Sonntag, 1. November 2009

The Good, The Bad & The Ugly

Eigentlich liebe ich gute Diskussionen. Leider stelle ich aber immer wieder fest, dass meine Vorstellung von einer guten Diskussion, die wie ein Schachspiel sein sollte, wohl ein ziemlich unerreichbares Idealbild ist. Selbst unter intelligenten, fairen und zur Selbstreflektion fähigen Diskussionspartnern gibt es, anders als beim Schach, letztlich keine festlegbaren Regeln, und bis zu einem gewissen Grad redet man wohl immer an sich vorbei. Auch bei Zuschauern des Ganzen können sich ganz unterschiedliche Eindrücke bilden, je nachdem, zu welchem Lager man gehört. Insofern kann man wohl selbst gehaltvolle Diskussion im Endeffekt eher mit Boxkämpfen vergleichen, bei denen man von einer Jury zum Verlierer erklärt werden kann, selbst wenn viele Zuschauer einen ganz anderen Eindruck hatten.

Eine seltsame Diskussion hatte ich vor ein paar Tagen in einem Filmforum. Entsponnen hatte sie sich am neuen Roland-Emmerich-Spektakel, 2012. In einem Zeitungsinterview hatte Emmerich erzählt, dass in seinem Film Bauten und Symbole so ziemlich aller Religionen draufgehen - Petersdom, buddhistische Klöster, etc. - nur nichts islamisches. Hätte man Mekka zerstört, hätte man vielleicht eine Fatwa gegen den Film provoziert, so Emmerich.* Ich weiß nicht, ob das scherzhaft gemeint war oder ernst, beides wäre möglich. Über Emmerichs Werke kann man wohl streiten, ich persönlich sehe sie sehr gern, und ich mochte bisher auch seine Art, unbequeme oder politische Themen in Popcorn-Movies unterzubringen. Dank Godzilla sind beispielsweise Chiracs Atombombenversuche, die seinerzeit weltweite Empörung auslösten, im allgemeinen Gedächtnis verewigt. Dass Emmerich nun der Mut fehlt, allen Religionen ein gleiches Recht auf effektreiches Plattmachen zuzugestehen, enttäuscht mich doch etwas.

Daraus ergab sich nun eine Diskussion über den Islam, in der auch recht schnell Begriffe wie "Fremdenfeindlichkeit" und "Intoleranz" fielen, allerdings in Bezug auf Islamkritiker. Grundtenor war in etwa: Man könne doch nicht eine ganze Weltreligion kritisieren, alle religiösen Schriften könne man zur Begründung jeglichen Terrors missbrauchen, und Christen seien heutzutage auch nicht besser. Stichwort "Abtreibungskliniken in die Luft jagen" oder "intelligent design an die Schulen bringen wollen" (O-Ton). Diese Grundüberzeugung, die offenbar eine tragende Säule im Weltverständnis einiger Diskussionsteilnehmer darstellte, wurde auch nach dem massiven Zitieren renommierter Geschichtswissenschaftler nicht mal ansatzweise in Frage gestellt. Als Quellen für "böse Bibelzitate" wurde unter anderem diese Seite genannt, wo es in Bezug auf Lukas 19:22-27 heißt: "Jesus orders killed anyone who refuses to be ruled by him". Dass es sich hier um die wörtliche Rede eines fiktiven Königs in einem Gleichnis handelt, und damit um quote-mining der übelsten Sorte, änderte nichts daran, dass den Islamkritikern in dieser Diskussion ständig der schwarze Peter des unredlichen "Diskutierens" zugeschoben wurde.

Interessant - oder genauer gesagt, erschreckend - fand ich, wie genau und argumentationsresistent verteilt gewisse Rollen im politisch korrekten Weltverständnis vieler Leute sind. Islam und Christentum müssen da beispielsweise unbedingt als gleich gut oder gleich schlecht gelten. Beide haben Texte, die man irgendwie interpretieren kann, und auf beiden Seiten wurden und werden schlimme Dinge getan. Was genau in Bibel und Koran steht, interessiert dabei eigentlich überhaupt nicht. Und man hat den Verdacht, dass es sich bei der angepriesenen Toleranz in Wahrheit um Gleichgültigkeit handelt. Da wird dann allen Ernstes der Genozid im Sudan mit "in die Luft gejagten Abtreibungskliniken" oder dem Bedrohungspotential von ID-Leuten** verglichen.

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* „Wir haben Mekka bei der Zerstörung ausgelassen, sonst hätten sie eine Fatwa auf unseren Kopf ausgerufen.“ (Focus-Online)

** Ein Bedrohungspotential, dass im Gegensatz zum mehr oder weniger öffentlich erklärten Ziel der Islamisierung der westlichen Welt mancher Muslime mit abenteuerlichen Konstruktionen begründet wird. Immerhin schwächelt mittlerweile eines der Haupt-"Argumente" gegen die kreationistische Weltbedrohung: Kreationisten könnten den Kampf gegen mutierende Viren irgendwie schwächen. (Betonung liegt wohl auf "irgendwie") Wenn im Zuge der Schweinegrippe selbst Ärzte skeptisch gegenüber der eigenen Impfung sind, dürften Kreationisten wohl auch nichts mehr verschlimmern.

Sonntag, 4. Oktober 2009

TV-Tip

Heute, 20:15 Uhr: Das Genie der Natur, Teil 1 von 3 auf 3Sat.

Aus der Beschreibung:
Wie verblüffend intelligent die Konstruktionspläne des Lebens sein können, zeigt diese dreiteilige Serie über die wunderbare Welt der Bionik.
Und ganz wichtig: Beim Zuschauen ständig dran denken, dass Begriffe wie Genie, intelligent oder Konstruktionsplan nur metaphorisch gemeint sind! Evolutionsbefürworter kommen nicht umhin, solche Begriffe zu benutzen, obwohl sie es eigentlich nicht wollen, bzw. oft das Gegenteil meinen. (Also so eine Art Tourette-Syndrom...)

Samstag, 3. Oktober 2009

Von Frauen und Kaulquappen

Am vergangenen Wochenende fand in Berlin wieder einmal ein Schweigemarsch - "Marsch für das Leben" genannt - gegen Abtreibung statt. Das Ausmaß des sogenannten Gegenprotests nahm diesmal jedoch traurige und erschreckende Züge an - selbst für jemanden wie mich, der sich an dem Marsch nicht beteiligt hat.

Die Beschreibung dieses Gegenprotests beim Humanistischen Pressedienst ist von Zynismus nur so durchtränkt. Man beschwert sich darüber, dass die massive Störung einer völlig legalen und völlig gewaltfreien Demonstration von Polizisten behindert wird - was eigentlich selbstverständlich sein sollte und in noch stärkerem Ausmaß wünschenswert wäre ("Die euphorische Stimmung wurde jedoch durch die zahlreiche Anwesenheit von Polizisten getrübt"). Die Slogans der Linksradikalen waren auf maximale Verletzung der Gefühle der Marschteilnehmer angelegt ("Hätt Maria abgetrieben, wär uns das erspart geblieben" (!) oder "Föten zu Pflugscharen" [sic]) bei gleichzeitiger Abwesenheit vernünftiger Argumente, was ein interessantes Licht darauf wirft, was die selbsternannten "Humanisten" unter Humanismus verstehen, und wie human sie mit denen umgehen, die nicht ihr Konzept von Humanität teilen. Dass unter den Marschteilnehmern auch zahlreiche Kinder und ältere Menschen waren, störte die Linksradikalen dementsprechend wenig. Im Gegenteil, der Psychoterror "zeugte von der positiv geladenen, emanzipatorischen Stimmung der Pro-Choice Demonstranten". Einer Frau, die über negative Erfahrungen mit einer Abtreibung berichtet, wird von der Verfasserin (!) mal eben psychische Labilität unterstellt. Dass Abtreibungsgegner regelmäßig in die rechte Ecke gestellt werden, als "Frauenfeinde" bezeichnet werden (Mütter und ihre Kinder dabei potentiell als Gegner ausgespielt werden, getreu dem Motto 'Wer für das Kind ist, ist gegen die Mutter') und der Mord an einem Abtreibungsarzt in den USA erwähnt wird, ist dabei schon Usus der Berichterstattung.

Höhepunkt der "euporischen" und "positiv-geladenen" Stimmung war schließlich die öffentliche Verbrennung einer Bibel. Spätestens hier muss man an Heine und sein berühmtes Zitat über Menschen, die Bücher verbrennen, denken. Oder auch an George Orwells 1984, in dem er die systematische Pervertierung von Begriffen und Werten vorwegnimmt (Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei). Eine Organisation, die sich selbst "Pro Familia" nennt, beteiligt sich aktiv an einer Demonstration gegen "religiöse Dogmen" wie "Familienzentriertheit"; selbsternannte "Humanisten" versuchen, ihre Gegner möglichst schmerzhaft unter der Gürtellinie zu treffen; und selbsternannte "Antifaschisten" praktizieren letztlich sogar die Rituale von Nationalsozialisten.

Wie eng diese radikale Ideologie mit der Idee einer allgemeinen Evolution verflochten ist, zeigt der Text einer jungen Frau, der auf der Internetseite der Linken in Schleswig-Holstein veröffentlicht wurde, nach kritischen Stimmen (siehe hier oder hier) jedoch wieder entfernt werden musste. Darin fielen interessante Sätze wie: "Ein Embryo/Fötus befindet sich in einem Zustand der Dämmerung, etwa vergleichbar mit dem unbewussten Gefühlsleben einer Pflanze." oder "Er ist kein Individuum und befindet sich im besten Falle auf der evolutionären Stufe mit einer Kaulquappe, aber ganz sicher nicht mit einem Menschen" oder auch "Behinderte Menschen liegen dem Sozialstaat auf der Tasche, werden seit Menschengedenken als unnütze Esser betrachtet".

Mittwoch, 16. September 2009

Schlange mit Hand schockt Wissenschaftler

Gerade entdeckt: Snake born with hand shocks scientists

Gruselig... (Bildquelle: news.ninemsn.com.au)

Dienstag, 15. September 2009

Riesen-Faustkeile

Durch grenz|wissenschaft-aktuell wurde ich auf eine Meldung der Oxford University aufmerksam, wonach steinzeitliche Werkzeuge in einem ausgetrockneten See in Botswana gefunden wurden, darunter auch Faustkeile mit Maßen von bis zu 30 cm. Leider findet sich in der Meldung kein Kommentar, was die Archäologen über diese überdimensionale Werkzeuge denken - was für archäologische Laien wohl der interessanteste Part gewesen wäre. Stattdessen die sensationelle Erkenntnis, dass Seen wohl auch im ausgetrockneten Zustand für frühere Menschen interessant waren. Sicherlich deutet man das als steinzeitlichen Vorschlaghammer, als Opfergabe für Thor oder im Zweifelsfall als rituelles Kultobjekt.*

Zumindest der vordere Faustkeil würde durch die Querrillen ganz gut in der Hand liegen... (Bildquelle: www.ox.ac.uk)

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* Da unsere Vorfahren ja auch gern vollbusige Figuren bastelten, sicherlich ein Phallussymbol

Dennis Danielson in Spektrum der Wissenschaft

Beim durchblättern der aktuellen Ausgabe von Spektrum der Wissenschaft fiel mir ein Artikel von Dennis Danielson auf, indem er unter anderem schreibt, dass Kopernikus' heliozentrisches Weltbild seinerzeit nicht als Kränkung oder Demütigung empfunden wurde - oder, wie Freud es ausdrückte, als Zerstörung einer narzißtischen Illusion - sondern im Gegenteil eher als Aufwertung der menschlichen Stellung im Kosmos.

Bereits im Bonusmaterial von Der privilegierte Planet war Danielson auf diesen modernen Mythos eingegangen. Auch über das dem Film zugrundeliegende Buch hatte sich Danielson positiv geäußert:
"Impressively researched and lucidly written, The Privileged Planet will surely rattle if not finally dislodge a pet assumption held by many interpreters of modern science: the so-called Copernican Principle (which isn't actually very Copernican!). But Gonzalez and Richards' argument, though controversial, is so carefully and moderately presented that any reasonable critique of it must itself address the astonishing evidence which has for so long somehow escaped our notice. I therefore expect this book to renew-and to raise to a new level-the whole scientific and philosophic debate about earth's cosmic significance. It is a high class piece of work that deserves the widest possible audience."
Wer weiß, vielleicht findet sich ja in Zukunft noch das eine oder andere Argument aus TPP in ansonsten dem wissenschaftlichen Mainstream untergeordneten Magazinen wieder...

Samstag, 12. September 2009

Mensch-Tier-Konflikte

Kürzlich bin ich über einen sehr interessanten Artikel von Welt Online gestoßen, der allerdings mittlerweile schon ein gutes Jahr alt ist. Unter der Überschrift Übergriffe von Wildtieren auf Menschen nehmen zu wird ein ebenso bemerkenswertes wie erschreckendes Bild gezeichnet.

Zitate:
„Die Vorfälle, in denen Mensch und Tier aneinandergeraten, nehmen seit etwa zehn Jahren zu“, sagt die kalifornische Wissenschaftlerin Gay Bradshaw.
und
Aber nicht nur Elefanten reagieren zunehmend aggressiv auf Menschen: Behörden in den USA und Kanada registrieren besorgt deutlich mehr Angriffe von Berglöwen, Füchsen, Wölfen auf Menschen. Rumänien und Kolumbien zählen mehr Übergriffe durch Bären. Aus Sierra Leone und Uganda kommen Berichte von Schimpansen, die Menschen schwer verletzten und töten – und das, obwohl unsere nächsten biologischen Verwandten „so gut wie nie Personen angreifen“, wie der „New Scientist“ schreibt. Und die „Los Angeles Times“ berichtet, dass es weltweit seit dem Jahr 2000 doppelt so viele tödliche Hai-Attacken gab wie in den letzten 50 Jahren des 20. Jahrhunderts. Einen ähnlichen Trend beobachtet der Australier Scoresby Shepherd. Der Biologe machte darauf aufmerksam, dass Gegenden, die für drei bis vier Hai-Angriffe in zehn Jahren bekannt sind, inzwischen mindestens einmal im Jahr heimgesucht werden.
Human-Elephant-Conflicts scheinen also schon seit längerem ein Problem in Afrika und Indien zu sein, während es die allgemeineren Human-Animal-Conflicts bisher noch nicht mal zu einem eigenen wikipedia-Eintrag geschafft haben. Überhaupt findet sich im www leider relativ wenig zu diesem Thema. Das googeln zu Gay Bradshaw führte immerhin zu einem aufschlussreichen Interview. Kurzer Auszug:

Frau Bradshaw, was ist mit den Elefanten los?
Sie reagieren nicht mehr artgerecht. In Indien und in Afrika trampeln sie Dörfer nieder, zerstören. Oder einer der seltsamsten Vorfälle, in Südafrika: Dort haben 1995 ein paar junge Elefantenbullen über 100 Rhinozerosse vergewaltigt, getötet. So etwas hat es noch nie gegeben. Dass Elefanten das Morden beginnen. Es kommt vor, dass beide Tierarten sich in der Natur gegenüberstehen und es zu einer Konfrontation kommt. Aber solche Zwischenfälle enden selten mit dem Tod.
Auch zu Scoresby Sheperd wurde ich fündig. Der Biologe hält es für möglich, dass Haie Menschen in ihr Beuteschema aufnehmen könnten. (Are sharks switching pray to humans?) Angriffe von Haien wurden bisher in der Regel dadurch erklärt, dass sie Menschen mit anderen Tieren verwechselten. Etwas ähnliches hält laut dieser Seite ein Wissenschaftler für Pumas für möglich:
"There has been a huge increase in the opportunities pumas have to observe people," Lee Fitzhugh, of the University of California, told New Scientist. "Cats have to learn what's prey and what's not - it's not instinctive. They spend time observing a strange creature before they decide how to classify it."

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Der Amoklauf der Elephanten: Warum Dickhäuter immer aggressiver werden

Deadly attacks shed light on Indonesia´a human-animal conflicts

Freitag, 21. August 2009

Das perfekte Verbrechen

Leider schon etwas länger her - am 7. August mit Wiederholung am 16. August - lief in der ProSieben-Sendung Galileo Mystery ein ganz interessanter Beitrag mit dem Titel "Wetter - Die gefährlichste Waffe der Welt". (Hier der Link dazu, mit Video-Zusammenfassung der Sendung) Wetter und Wetterbeeinflussung sind im Zusammenhang mit ID nicht ganz uninteressant, nicht zuletzt seit einem Artikel von Hansjörg Hemminger (Wir erinnern uns: Der evangelische Sektenexperte, der mit erklärten Religionsgegnern zusammenarbeitet, um gegen andersgläubige Mitchristen zu polemisieren) und einem Kommentar dazu von Markus Rammerstorfer.

In dem Galileo-Beitrag ging es um die gezielte Beeinflussung des Zufallsgeschehens Wetter sowie um den nachträglichen Nachweis desselben - leider wie immer in einer etwas übertrieben reißerisch wirkenden Aufmachung. Schon die Beschreibung der Sendung klingt verdächtig nach ID:

Doch aus dem Schauergebiet, das sich über 300 Kilometer erstreckte, fiel kein Tropfen Regen. Das versetzte den Meteorologen Brandt und seine Kollegen in Alarm.

Denn: eine natürliche Erklärung für dieses Phänomen gibt es nicht. Jemand musste diese "Geisterwolken" erschaffen haben - und niemand außer dem Militär hätte die Möglichkeit dazu.

Na sowas, ein ignoranter, fauler Meteorologe, der nicht weiter nach einer möglichen natürlichen Erklärung suchen will? Das Militär als Lückenbüßer? Im Beitrag wird schließlich die englische Stadt Lynmouth erwähnt, in der es 1952 zu einer Flutkatastrophe mit 32 Toten kam, nach stundenlangen Regenfällen. Indizien auf ein Wetterexperiment des Militärs sind - neben der Ungewöhnlichkeit der Katastrophe - ein ehemaliger Pilot als Zeuge und entsprechende Militär-Akten. Als letztlicher Beweis sollten im Galileo-Beitrag dann jedoch Spuren im Erdboden von Silberiodid in der Nähe von Lynmouth dienen - nur leider wurden keine gefunden.

Im Zusammenhang mit ID wird von vielen Kritikern - und mittlerweile auch von Befürwortern - erklärt, dass ein Nachweis von intentionalem Design nur möglich wäre, wenn man wenigstens etwas über die Methode des Designens voraussetzen würde. Im Falle der Lynmouth-Katastrophe hätte die bekannte Methode der Wolkenimpfung mit Silberiodid zum eindeutigen Beweis der Manipulation geführt. Was ist jedoch - mal rein hypothetisch - wenn Militärs heutzutage das Wetter mit einer Technologie beeinflussen, die geheim ist und daher den meisten Meteorologen unbekannt. Gemäß der Logik, dass eine intentionale Beeinflussung von natürlichen Vorgängen nur eindeutig nachgewiesen werden kann, wenn etwas über den Urheber und seine Methode bekannt ist, wäre das dann das perfekte Verbrechen - trotz eventueller Indizien.

Mittwoch, 19. August 2009

Zurück aus dem Urlaub

Den diesjährigen Urlaub habe ich leider schon wieder hinter mir, dieses Mal in den bayrischen Voralpen. Vielleicht poste ich später noch ein paar Bilder dazu, eventuell mit geologischem Bezug, da ich irgendwie doch eher ungern off-topic werde. Vorerst hier aber erstmal eine kleine, sensationelle Entdeckung im Lieblingsschloß Linderhof von Ludwig II., dem Michael Jackson des neunzehnten Jahrhunderts. Und zwar gibt es dort evolvierte Kronleuchter. Diese Leuchter besitzen zwar Kerzen, diese wurden jedoch nie angezündet, um die Deckengemälde nicht durch Ruß zu beschädigen. Produzieren intelligente Designer solch unüberlegte und nutzlose Konstruktionen? Wohl kaum. Ergo müssen diese Leuchter allmählich durch natürliche Prozesse aus der Decke herausgewachsen sein. Ich frage mich, wann die ersten Wissenschaftler in Linderhof eintreffen...

Freitag, 31. Juli 2009

Immer wieder faszinierend...

... sind oft evolutionäre "Erklärungen", die Biologen gegenüber Laien äußern. Wie zum Beispiel diese, auf die ich zufällig gestoßen bin. Da fragt jemand: Wie genau entsteht die Kalkhülle (Schale) beim Hühnerei? Wie bildet sich die ovale Form? Antwort des Diplom-Biologen:
Die harte Schale der Eier von Amphibien, Reptilien und auch von Vögeln ist eine Anpassung der Tiere an das Leben an Land. Als die ersten Tiergruppen das Wasser verließen, wurden sie vor mehrere Probleme gestellt: Der heranwachsende Embryo musste gegen die äußeren Einflüsse geschützt werden, vor allem vor dem Austrocknen, aber auch vor Erschütterungen. Er erhielt darum eine stabile Schale, die aber porös genug ist, um Luft durchzulassen.
Mal abgesehen davon, dass diese Information eigentlich völlig überflüssig ist für die Beantwortung der eigentlichen Fragen, stellt sich die Frage: Wer genau musste den heranwachsenden Embryo gegen die äußeren Einflüsse an Land schützen? Die Tiere selbst? Wollten die unbedingt an Land, so ähnlich wie Columbus nach Indien wollte, oder die Amerikaner auf den Mond? Oder "die Natur"? Das würde so ziemlich auf dasselbe hinauslaufen, denn die Tiere gehören ja zu eben dieser Natur.

Seltsamerweise klingen derartige Formulierungen immer etwas lamarckistisch, auf jeden Fall aber teleologisch. Insofern wird auch verständlich, warum oft behauptet wird, mit Darwin und Co. könne man "im Prinzip" alles erklären, wie beispielsweise Thomas Junker: "Warum ist sie [die Idee einer göttlichen Planung] überflüssig? Weil wir die Selektionstheorie haben, seit Darwin, die kann eigentlich alle Phänomene, die wir erklären wollen in der Biologie, die in den Bereich fallen, erklären." Beziehungsweise, weil wir die Planung einfach einer ominösen, personifizierten Natur in die Schuhe schieben.

Samstag, 18. Juli 2009

Ferien mit Richard

"Give Richard Dawkins a child for a week’s summer camp and he will try to give you an atheist for life", schreibt timesonline über Richard Dawkins´ finanzielle Unterstützung des ersten atheistischen Sommercamps in Groß-Britannien. Singen sollen die Kinder vor allem Imagine von John Lennon.

Dawkins Motivation: “encourage children to think for themselves, sceptically and rationally”. Ob das 'sceptically' auch die Idee einer allgemeinen Evolution einschließen wird, und das 'rationally' anhand der Funktionsweise von Hirnstrukturen erläutert werden wird?


Samstag, 23. Mai 2009

Kaffeefahrt für Atheisten

Aus der Kampagne, unseren Männertag zum "Evolutionstag" umzufunktionieren, scheint zumindest für dieses Jahr nix geworden zu sein. Und was ist eigentlich mit dem Bestreben, das Plakatieren von öffentlichen Verkehrsmitteln mit atheistischen Slogans, das in London Anfang dieses Jahres stattfand, für Deutschland zu kopieren? Auch das scheint mehr oder weniger im Sande verlaufen zu sein. Offenbar hagelte es peu à peu Absagen für alle größeren deutschen Städte. Essen hatte Bedenken wegen massiver Beschwerden einzelner Kunden. Berlin, Leipzig, Hamburg, Regensburg und Stuttgart lehnen allgemein Werbung mit weltanschaulichem Inhalt ab. Und auch alle anderen Städte fanden gute Gründe.

Nun ist man traurig. Auf Buskampagne.de heißt es: "Doch im scheinbar säkularen, aufgeklärten Deutschland bekamen wir Probleme: 17 verschiedene Verkehrsbetriebe verwahrten sich gegen unsere Werbung – während dort für Religionen oder Bordells am laufenden Meter geworben wird." Ich habe zwar einige Jahre in Berlin gelebt und dort kein einziges Mal Werbung für ein Bordell in einem öffentlichen Verkehrsmittel gesehen, aber wer weiß, wie das woanders aussieht. Und weiter: "Religionen sind durch ein Antidiskriminierungsgesetz geschützt, ob dies auch für unsere Weltanschauung gilt muss nun ein langwieriges Musterverfahren klären." Lobenswert, dass die Initiatoren der Buskampagne ihre Weltanschauung wenigstens auch als solche bezeichnen, manche Atheisten scheuen sich auch davor und verwenden lieber Begriffe wie "Sparsamkeitsprinzip" und ähnliches. (Gut, mit einem "Sparsamkeitsprinzip" lässt sich wohl auch schlecht Gleichstellung mit Religionen fordern. Wobei das in Zeiten von Finanzkrisen auch keine schlechte Werbestrategie wäre - "Sparen Sie nicht nur beim Einkaufen, sondern auch bei Ihrer Weltanschauung")

Und statt provakativer Bus-Slogans à la London gibts nun wenigstens einen Bus, der die frohe Botschaft quer durch Deutschland trägt - damit sich die Atheisten in der deutschen Theokratie nicht so allein und unterdrückt fühlen...
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TP: Buskampagne wird zur Bustour

Mittwoch, 13. Mai 2009

Schweinegrippe-Virus eine "Laboratory Creation"?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO prüft eine Aussage des australischen Wissenschaftlers Adrian Gibbs, der an der Entwicklung des Medikaments Tamiflu® beteiligt war, wonach das Schweinegrippe-Virus, das derzeit für Schlagzeilen sorgt, auf einen menschlichen Fehler zurückgehen und aus wissenschaftlichen Laboratorien entwichen sein könnte. Gibbs äußerte die Vermutung gestern in einem TV-Interview.

Swine Flu A Laboratory Creation Let Wild? World Health Organization Launches Serious Investigation After Roche TamifluScientist Report

Sonntag, 26. April 2009

23 Jahre später

Heute vor 23 Jahren ereignete sich die katastrophale Kernschmelze im Atomkraftwerk Tschernobyl, eine der größten Umweltkatastrophen überhaupt. Die westliche Welt erfuhr allerdings erst zwei Tage später von dem GAU. Es ist eines der geschichtlichen Ereignisse, an die
ich mich selbst erinnern kann - sowohl an die Meldung im Radio als auch an den ersten Regen danach, den man nach Umständen nicht im Freien verbringen sollte. (Ich weiß noch, dass ich als Einziger auf dem Spielplatz blieb, um zu sehen, was passiert, und dann enttäuscht war, dass es sich wie ganz normaler Regen anfühlte...)

Aus evolutionsbiologischer Perspektive sind die Katastrophe und ihre Spätfolgen ebenfalls nicht uninteressant. Immerhin ist Mutation nach klassisch-darwinscher Sichtweise eine Hauptursache für die Veränderung von Arten, und eben diese ist durch die radioaktive Strahlung in den kontaminierten Gebieten verstärkt. So stellte ein Team von Wissenschaftlern im Jahr 2000 beispielsweise eine sechsfach erhöhte Mutationsrate bei Weizenpflanzen fest (siehe hier). Obwohl mittlerweile Bären und Wölfe das Gebiet zurückerobert haben und sich Flora und Fauna offenbar in einem gewissen Rahmen an die verseuchte Umwelt anpassen - so entdeckte man 2003 beispielsweise eine verstärkte Methylierung bei Kiefern - leidet die Natur unter der erhöhten Strahlung. So ergab jüngst eine "Volkszählung" verschiedener Insektenarten eine anhaltende Dezimierung in der Umgebung des Kernkraftwerkes.

Anders Pape Møller von der Universität Paris-Süd und Timothy Mousseau von der Universität von South Carolina (USA) zählten Hummeln, Schmetterlinge, Libellen und Grashüpfer sowie die Spinnennetze in der Gegend um den Reaktor. Ihre Studie ergab, dass die Zahl dieser wirbellosen Tiere in Abhängigkeit zur Strahlung vermindert ist. Eine frühere Studie der Wissenschaftler zeigte bereits eine Beeinträchtigung von Vögeln.

Die Geisterstadt Pripyat, ehemals Heimat für fast 50.000 Menschen
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Bildquellen: Der Sonntag, pripyat.com

Freitag, 17. April 2009

Menschen, Meme und Maschinen

Kürzlich bin ich auf einen sehr interessanten Text von Susan Blackmore gestoßen, kopiert und vervielfältigt von spiegel-online. Grundaussage des Artikel kurz zusammengefasst: Nachdem Replikatoren erster Ordnung – sprich Gene – Lebewesen hervorgebracht haben (woher diese Replikatoren kamen, klammern wir mal aus), irgendwann dann „aufrecht gehende Affen“ Replikatoren von sogenannten Memen wurden, die sie entwickelten (wobei man wohl eher sagen sollte, die Natur habe die Meme entwickelt, bzw. die Meme haben sich selbst entwickelt, und wir glauben in unserer maßlosen Arroganz nur, sie selbst entwickelt zu haben), benutzen uns zunehmend sogenannte Teme oder Treme – Informationseinheiten technischer Natur – als Replikatoren und bereiten die Ablösung biologischer durch technische Replikatoren vor. (Natürlich nicht bewusst, denn sie sind ja blind und egoistisch und so.)

Beim Lesen stellten sich mir mehrere Fragen. Zum einen: Ist die Gleichsetzung von Genen und ihren Informationen mit Ideen, Liedern, Glaubenssätzen, Geschichten, etc., die Dawkins´ Mem-Konzept zugrunde liegt, nicht gerade das, was Egel-Forscher Kutschera kritisiert? Nämlich die Gleichsetzung menschlicher „Geistes-Produktionen“ mit „realen Phänomenen“ wie Butterbrote und Straßenbesen durch „Verbalwissenschaftler“? Wenn also schon die These von Memen verdächtig verbalwissenschaftlich daherkommt, um wie viel mehr gilt das dann für eine darauf aufbauende These von sogenannten Temen oder Tremen? Zum anderen weisen einige Evolutionsvertreter gern darauf hin, dass genetische Information grundsätzlich nicht von Menschen erzeugten Informationen wie Sprache verglichen werden kann. Memetik geht nun seltsamerweise gerade davon aus, dass sie im Grunde sehr ähnlich und in Bezug auf ihre Gesetzmäßigkeiten praktisch 1:1 verglichen werden können. (Rückwirkend könnte man dann ja sogar aus der Gesetzmäßigkeit, dass memetische Information nur durch Intelligenz erzeugt werden kann, darauf schließen, dass das auch für genetische Information gelten müsse.)

Interessant auch wie immer die Analyse der Ausdrucksweise des Textes. Schon im Einleitungstext heißt es: "Die Evolutionstheoretikerin Susan Blackmore glaubt, dass wir mit Computern und Internet eine neue Evolution in Gang gesetzt haben, die wir eines Tages bereuen könnten." Und auch sie selbst schreibt: "Haben wir ungewollt einen dritten Replikator freigesetzt, der auf menschlichen Memen huckepack reitet? Ich glaube ja." Sie glaubt also. Was sie allerdings nicht davon abhält, über Errungenschaften der Zivilisation wie Buchdruck und Computer erstaunlich objektiv zu urteilen: Normalerweise wird dieser Vorgang als Errungenschaft des menschlichen Erfindergeistes gesehen, aus dem wunderbare Technologien hervorgehen, die dem Wohl der Menschheit dienen, und bei dem wir die Kontrolle haben. Das ist eine erschreckend anthropozentrische Sichtweise dessen, was da vor sich geht.

Wie anthropozentrisch und arrogant wir mal wieder sind… Maßen uns doch tatsächlich an, menschliche Erfindungen als Produkt menschlichen Erfindergeistes zu sehen, und nicht als Vehikel möglicher Meme oder Teme (bzw. Treme (oder vielleicht Tic, Tric oder Trac?)). Da geschieht es uns wohl beinahe recht, dass uns Terminatoren bald bekriegen und uns die Matrix versklavt.

Montag, 23. März 2009

Mutation ist mein Geschäft, Liebling

Wie erwartet treibt der Boulevard-Darwinismus in diesem Jahr sonderbare Stilblüten. Ein schönes Beispiel lieferte die Süddeutsche kürzlich. Unter der Überschrift "Polonaise statt Sex" heißt es:

"Evolution sei doch "bloß eine Theorie" und nicht bewiesen, behaupten noch immer viele Skeptiker."


Ah ja... Bei solch tollen Einleitungen sieht man förmlich Helmut Markwort vor sich, wie er sich das dichte Haar rauft und "Fakten! Fakten! Fakten!" ruft. Wer genau behauptet was genau, wann, wie, wo und warum, und welche Quelle belegt das? Eigentlich Grundschule für Journalisten, aber beim Hassthema Kreationismus werden offenbar immer wieder die einfachsten Grundregeln seriöser Berichterstattung vergessen.

Das supertolle Beispiel für "Die Evolution", das unseren nebulösen Skeptikern nun die Sprache verschlagen soll, ist ein Experiment an Fruchtfliegen, bei dem der Experimentator nur diejenigen Fliegen überleben ließ, die sich bei der Futtersuche schlauer anstellten. Und siehe da, Abrakadabra, nach zwei dutzend Generationen waren die Fliegen schlauer. Aber natürlich funktioniere das in der freien Wildbahn nicht so, denn da gibt es ja keinen Mann im weißen Kittel, der die Selektion vornimmt.

So weit, so spektakulär. Mein absoluter Lieblingssatz ist jedoch folgender:

Die Fruchtfliege Drosophila melanogaster könnte darüber nur verwundert ihr mit Antennen bewehrtes Haupt schütteln. Für das winzige Insekt ist Evolution das Alltagsgeschäft im Dienste der Wissenschaft.


Genau. Fliegen würden Darwin lesen. Tatsächlich wurden in über hundert Jahren Milliarden dieser Insekten verstümmelt und zerschossen, und das mit fragwürdigem Erfolg. Ob die Fliege tatsächlich ihre Antennen (oder was sie sonst noch alles am Kopf hat) über diejenigen schütteln würde, die (Makro)-Evolution anzweifeln? Auf jeden Fall eine hübsche Idee für ein T-Shirt-Logo, oder ähnliches:


Freitag, 13. März 2009

Nun doch: Überschwappen britischer Verhältnisse!

Wie bereits befürchtet, sind die fragwürdigen Aktionen britischer Atheisten nun auch zu uns nach Deutschland herübergeschwappt!

grenz|wissenschaft-aktuell schreibt:

In ihrer Erklärung auf der extra eingerichteten Homepage "Buskampagne.de" erläutert die Interessengemeinschaft aus der (unter Berufung auf den Humanismus auftretenden) Giordano Bruno Stiftung, dem deutschen Ableger der Naturalisten-Vereinigung "The Brights" (zu deutsch: "Die Gescheiten" - von dieser Übersetzung des ursprünglichen englischen Adjektivs "bright", distanzieren sich allerdings die deutschen "Brights" und verweisen darauf, dass der Namen "Brights" lediglich als "Eigenbegriff, der allenfalls mit 'Naturalist' zu übersetzen ist." [sic!]) und dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten e. V. (IBKA), dass "auch hierzulande säkulare Menschen mittlerweile genug davon [haben], ständig 'übersehen' oder missachtet zu werden. Als Anfang sollen in drei Städten (Berlin, Köln und München) Busse beschriftet werden, die öffentlich bekunden, dass eine nicht-religiöse, aufgeklärte Weltsicht eine positive Möglichkeit darstellt. Nicht-Religiöse, Agnostiker und
Atheisten sollen wahrnehmen können, dass sie nicht alleine sind.

Während die Umbenennung von Feiertagen damit begründet wird, dass die Gläubigen in der Minderzahl sind, wird das teure Plakatieren von Bussen damit begründet, dass die Ungläubigen in der Minderzahl sind. Ah ja... Da fragt man sich: Wer stellt denn nun eigentlich die Mehrheit dar?

In Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrisen ist es auch interessant, wofür der gebeutelte Bürger sein Geld spenden soll (und vermutlich auch wird).

Eine ebenfalls sehr interessante Meldung auf grenz|wissenschaft-aktuell weist auf einen Gesetzesvorschlag hin, "der es sowohl Gläubigen wie auch Atheisten ermöglichen soll, erfolgreich gegen das Aufstellen von Glaubenssymbolen aber auch gegen blasphemische Symbolik im öffentlichen Raum und Gebäuden zu klagen".

Werden Gruppen wie die "brights" dieses Gesetz nutzen, um gegen quasi-christliche Symbolik wie nachfolgende im öffentlichen Raum vorzugehen?


Mittwoch, 11. März 2009

Gehirne im Drei-Viertel-Takt

Beim Durchblättern einer älteren Ausgabe von bild der wissenschaft (3/2008) fiel mir wieder einmal besonders der Leserbrief-Bereich auf. Reaktionen auf den Artikel "Zeit ist nur eine Illusion" in Heft 1/2008. Sechs Meinungen zu diesem elementaren und - möchte man meinen - polarisierenden Thema. Aber alle sechs teilen einhellig die Schlußfolgerung der Titelgeschichte: Zeit ist nur eine Illusion. Hat die Zeitschrift die gegenteiligen Meinungen nicht abgedruckt oder gab es gar keine?

Einer bringt Kant ins Spiel, ein anderer Kassandra, der nächste führt Verschränkung in der Teilchenphysik als Beweis an, auch ein Modell zur speziellen Form des zeitlosen Block-Universums wird vorgetragen. Schade eigentlich. Immerhin steht einiges auf dem Spiel. Ist die Zukunft bereits geschrieben, wie ein Film, der nur noch durch den Projektor rattert, sind wir sozusagen nur die 'new kids in the block', kann man sich wohl getrost von Gedanken wie Entscheidungsfreiheit, Moral, Verantwortung und Co. verabschieden. Warum sich dann beispielsweise noch für die Umwelt stark machen? Das Schicksal der Umwelt steht doch bereits seit jeher fest.

Yes, we can? No, we can´t...

Dienstag, 10. März 2009

Lyrische Versuche, Vol. 1

Neben meiner Bloggertätigkeit schreibe ich unter anderem hin und wieder auch Gedichte. Hier mal eins davon, dass sogar mehr oder weniger in die Thematik des Blogs passt, und durch Fotos diverser Prominenter inspiriert wurde:


Ein Schoßhündchen beschwert sich

Du kraulst meinen Nacken,
Bindest Schleifchen ins Haar.
Strickst mir rosa Jacken.
Bin dein Accessoire.

Dein hohles Getue, deine Langweiligkeit,
Es färbt auf mich ab und ich gähne.
Und ich denke zurück an vergangene Zeit,
Nach der ich mich jetzt so sehr sehne...

Die Steppe war unser, die Wälder, die Erde!
Ein Revier bis zum Horizont!
Zu groß war uns keine Herde,
Wir liebten den vollen Mond!

Ich pflegte Wolf zu sein, zu jagen,
Zu heulen aus voller Kehle!
Und Wildheit stolz im Herzen zu tragen,
Unzähmbarkeit in der Seele...

Doch außer dem Heulen blieb gar nichts zurück.
Heut´ heule ich heimlich, und auch bei Tage.
Wegen dir, deinem dummdreisten Blick,
Den ich schon lang nicht mehr ertrage.

Ihr habt mich gezüchtet, meine Gene verbogen.
Habt vergewaltigt meine Natur.
Entwicklung nennt ihr das jetzt verlogen.
Ich nenne es anders: Karikatur!

Mein Fell ist gekämmt, meine Zähne zu stumpf.
Mein Kläffen zu hoch, vier ganze Oktaven.
Die Beine zu kurz, baumeln sinnlos am Rumpf
Lab mich an Pralinen statt an Schafen...

Statt Wolf bin ich Wicht,
Zick herum wie ein Nager.
Andere Hunde, sie grüßen mich nicht.
Denken: Welch ein Versager!

Du fütterst mich, doch kennst nicht meinen Schmerz.
Ich vegetiere, zähl´ nicht mehr die Tage.
Ich fresse apathisch, sprech zu meinem Herz:
Kapitulier doch, und nicht mehr schlage!

Donnerstag, 5. März 2009

Es geht auch anders

Nachdem Religionskritiker in den ersten Monaten des Darwin-Jahres eher durch sinnfreien Aktionismus wie teure Plakatkampagnen oder Pläne zum Umfunktionieren von Feiertagen aufgefallen sind, vernimmt man hin und wieder auch vernünftige Stimmen. Wie beispielsweise die auf der Seite des humanistischen Pressedienstes veröffentlichten Thesen für eine aufgeklärte Religionskritik von Armin Pfahl-Traughber, der sich von schlichter Schwarz-weiß-Malerei à la Dawkins und Hitchens distanziert.

Auszug:

1. Eine Auffassung, die Religion lediglich als „Gotteswahn" (Richard Dawkins) versteht oder meint, sie „vergiftet alles" (Christopher Hitchens), kann nicht deren soziale Bedeutung als Erkenntnis-, Identitäts-, Integrations- oder Orientierungsfaktor begreifen und fällt hinter den Stand der Religionskritik von Feuerbach, Marx, Darwin und Freud zurück.

2. Die Annahme, „eine Welt ... in der es keine Religion gibt", kenne „keinen Krieg zwischen Israelis und Palästinensern ... keine ‚Probleme' in Nordirland" (Richard Dawkins), ignoriert, dass Religion nicht für alles Elend und Übel der Welt verantwortlich ist und häufig lediglich als ideologischer Deckmantel für anders motivierte Konflikte dient.

[...]

5. Der Umgang von Atheisten mit Religiösen sollte von den Prinzipien des Kantschen Kategorischen Imperativs* geprägt sein, oder: „Wenn Atheisten nicht von Theisten mit negativen Vorurteilen konfrontiert werden möchten, dann dürfen sie das auch nicht bei Theisten machen" (Michael Shermer).

12. Die bedeutenden Konfliktlinien verlaufen heute nicht zwischen Atheisten und Gläubigen, sondern zwischen Demokraten und Extremisten, Menschenrechtlern und Unterdrückern - was eine Kooperation von atheistischen und religiösen Demokraten gegen Fanatiker der unterschiedlichsten Richtungen möglich und notwendig macht.


Na dann: spread the message! ;)
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* In der Bibel übrigens schon einige Jahrtausende vor Kant formuliert.

Mittwoch, 4. März 2009

pretty in pink

Schlecht für ihr Image? Im Lake Calcasieu in Louisiana wurde ein rosafarbener Albino-Delfin gesichtet. Während rosa Delfine nicht extrem selten sind und beispielsweise im Amazonas vorkommen, ist dieses Exemplar der erste bekannte Albin in der Gattung "Großer Tümmler". Zudem ist das Pink intensiver als bei anderen Albino-Delfinen.



Erst 2003 starb im Zoo von Barcelona der einzige bekannte Albino-Gorilla Snowflake.
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Wenn Delfine Rosa tragen

Samstag, 14. Februar 2009

Dawkins im 'Jahrmarkt der Eitelkeiten'

Es ist gerade mal Februar, doch das "Darwin-Jahr" fängt schon an, etwas zu nerven. Evolution überall, von der Bravo bis zur Computer-Bild. Sollte das so weitergehen, könnte ich mir gut vorstellen, dass das bei so manchem eher einen Überdruss bewirkt.

So findet sich auch in der aktuellen 'Vanity Fair' ein Interview mit Richard Dawkins - größtenteils aber Business as usual im Jahr des Herrn. Die Religion lehre uns angeblich, damit zufrieden zu sein, die Welt nicht verstehen zu können, Rottweiler sind liebe Hunde, etc. pp. Auf die Frage, was ihn als Gallionsfigur des 'neuen Atheismus' von beispielsweise Paulus unterscheide, meint Dawkins, dass er zum selbstständigen Denken anrege, während Paulus dagegen vorschrieb, wie man zu denken habe. Nun wirkt das Motto der von Dawkins unterstützten Aktion - There´s probably no God. Now stop worrying and enjoy your life - auf mich nicht gerade wie eine "Anregung zum Denken", eher wie die gönnerhafte Aufforderung von Jemandem mit ausgeprägtem Sendungsbewusstsein...

Donnerstag, 12. Februar 2009

D-Day!

Da schaltet man früh um halb sieben noch schlaftrunken und mit verklebten Augen das Radio ein, und über wen wird geredet: Charles Darwin. Denn heute ist nicht Weihnachten oder Ostern, sondern Darwin-Day. Und so informierte der Moderator unter anderem darüber, dass man im Laufe des Tages Verständnis für den Chef haben sollte, falls er mal wieder etwas lauter wird. Dadurch zeige er, dass er der Rudelführer sei und verhindere eine physische Konfrontation. Aha.

Selbst google gestaltet sein Logo heute dem bärtigen Briten zu Ehren:


Anlass genug für mich als Filmfan, auch auf eine Darwin-Biographie hinzuweisen, die Ende des Jahres in die Kinos kommt: Creation. Regie führt Jon Amiel (Verlockende Falle, The Core). Der Film beruht auf dem Buch "Annies Schatulle" von Darwin-Ururenkel Randal Keynes. In dem Buch geht es um das Verhältnis zwischen der religiösen Emma und Charles, der vor allem nach dem Tod von Tochter Anne an der Existenz Gottes zweifelt. Die Hauptrolle ist mit Paul Bettany besetzt (der Killer-Mönch aus Der Da-Vinci-Code), Darwins Frau Emma spielt Jennifer Connelly. Die beiden sind auch im realen Leben verheiratet. So gesehen kann man das nur als Besetzungscoup bezeichnen.


Darwins "Bulldogge" Thomas Huxley wird von Toby Jones verkörpert:



Mein Darwin-Favorit wäre übrigens Will Patton (Armageddon) gewesen.


Nichtsdestotrotz bin ich sehr gespannt auf den Film, zumal er in der UK und in Australien interessanterweise ausgerechnet von Mel Gibsons Firma Icon Film (Die Passion Christi) vertrieben wird.
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variety

Montag, 9. Februar 2009

Der Irrsinn fährt Bus

Wenn es demnächst Samstag morgen an Ihrer Tür klingelt, zwei adrette Mitmenschen davor stehen und Sie lächelnd fragen, ob Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht hätten, dass es wahrscheinlich keinen Gott gibt, sollten Sie sich nicht wundern. Nach jahrelanger Kritik derselben scheinen Atheisten mittlerweile die Missionierung für sich entdeckt zu haben.

Seit Anfang des Jahres fahren Busse und U-Bahnen mit atheistischen Slogans durch London, die verkünden:
Wahrscheinlich gibt es keinen Gott – also hör' auf, dir Sorgen zu machen und genieße das Leben". Initiiert wurde das Ganze von der Autorin Ariane Sherine. Umgerechnet 150.000 Euro, die von Spendern aufgebracht wurden, kostete die Kampagne. Ein christlicher Busfahrer weigerte sich bereits, einen solchen Bus zu lenken. Weitere Aktionen in anderen Ländern sind geplant, darunter Spanien, Kanada und Australien. Die größte Agentur für Außenwerbung Australiens, APN Outdoor, lehnte die Kampagne allerdings ab. Im italienischen Genua ziert der Slogan Die schlechte Nachricht ist, dass es Gott nicht gibt. Die gute Nachricht ist, dass wir ihn nicht brauchen.“ demnächst Busse und Bahnen.

Doch die Konkurrenz schläft nicht: Die Trinitarische Bibelgesellschaft und die Christliche Partei kontern ab nächster Woche mit Slogans wie "Die Toren sagen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott." undGewiss gibt es einen Gott; also schließen sie sich der Christlichen Partei an und genießen Sie das Leben.“. Und in Madrid rief ein Pfarrer eine Aktion mit dem Motto Gott gibt es doch“ ins Leben; Kosten allerdings nur 2000 Euro.

Der telegraph zitiert dazu Simon Barrow (Ekklesia):

"Many people will feel this has little to do with anything Christianly or humanly edifying. One has to wonder whether the purveyors of pro- and anti-God slogans really think they will persuade people? It feels more like a war of position between groups who cannot resist 'having a go back'.
But imagine if these tens of thousands of pound could be spent meeting human need and promoting understanding rather than sloganising. That might be both more persuasive and more useful."


Was kommt als nächstes? Leichenwagen mit der Aufschrift "Don´t worry - Hier drin erwarten Sie nur noch die Würmer"? Bleibt nur zu hoffen, dass Deutschland von diesem zweifelhaften Glaubenskrieg verschont bleibt.
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Atheismus-Werbung erobert den Globus

Atheisten-Bus ohne Chauffeur

Montag, 2. Februar 2009

Alt wie ein Baum

Etwas verspätet wünsche ich allen Lesern noch ein gesundes und erfolgreiches 2009 - das Jahr, das dem vor 200 Jahren geborenem Genie Charles Darwin gewidmet ist, dem das Unmögliche gelang, eine wissenschaftliche Theorie zu entwickeln, deren Kerngedanke unwiderlegbar ist.

Im Oktober schrieb ich einen Beitrag über Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Behaarung des Menschen, in dem es unter anderem um das Phänomen ging, dass der Mensch als einzige 'Primatenart' im Alter seine Haare verliert - zumindest ein Großteil der männlichen Bevölkerung. In dem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie 'artgerecht' unser modernes Leben eigentlich ist. Ist Haarausfall im Alter, sowie diverse andere Phänomene und Erkrankungen, die Folge einer Lebensweise, die unserer eigentlichen Natur entfremdet ist?

Ein Blick auf das durchschnittliche Alter der Bevölkerung lässt vermuten, dass die natürliche Altersgrenze zwischen 70 und 80 Jahren liegt. Dem gegenüber steht jedoch eine weltweite Zahl an Über-Hundert-Jährigen, die kein Zufall sein kann. Vor ein paar Tagen berichtete Reuters sogar über eine 128-jährige Usbekin namens Tuti Yusupova, allerdings mit einer gewissen Skepsis zwischen den Zeilen (In the birth records, Yusupova's birth date is written down for the first of July, 1880, says the agency. However there is no independent confirmation of her age. - Wozu braucht man eigentlich noch eine "unabhängige Bestätigung", wenn man eine Geburtsurkunde hat?)

Was machen die meisten Menschen falsch, wenn sie mit 70, 80 Jahren aus dem Leben scheiden - manche bereits in ihren 50ern, oder noch wesentlich eher - während Menschen scheinbar auch 128 Jahre alt werden können? Bei praktisch allen Tieren beträgt die Zeit von der Geburt bis zur Reife je nach Art zwischen 1/7 und 1/17 der allgemeinen Lebensdauer. Wenn man davon ausgeht, dass der Mensch diese Reife mit 22 Jahren erreicht, müsste sein natürliches Lebensalter bei mindestens 154 Jahren liegen. So gesehen bliebe selbst Frau Yusupova unter ihren Möglichkeiten. Was also läuft schief...
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BBC-News: '128-year-old woman' in Uzbekistan